Acht Aufzüge: Stadt Leipzig gibt Routen für Legida-Demo und Protest-Sternmarsch bekannt

Erstveröffentlicht: 
07.01.2015

Leipzig. Licht aus im Waldstraßenviertel, Kerzen an am Ariowitsch-Haus und ausdrückliche Unterstützung von der Stiftung Friedliche Revolution: Die Protestbewegung gegen die für Montag geplante Legida-Demonstration wächst weiter. Am Mittwoch bestätigte das Ordnungsamt außerdem die Route für den sogenannten „Abendspaziergang“ der islamkritischen Bewegung.

 

Die Legida-Unterstützer dürfen nicht wie geplant am Stadionvorplatz der Red Bull Arena starten. Das sei wegen der Verpachtung an die Stadion-Betreibergesellschaft ZSL nicht möglich gewesen, so die Stadt. Stattdessen treffen sich die Anhänger von „Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes“ am öffentlichen Parkplatz an der Friedrich-Ebert-Straße, vor den Eingängen des Stadions.

Der Auftakt wurde außerdem eine halbe Stunde nach hinten verschoben: Ab 19 Uhr soll die erste Kundgebung am Sammlungspunkt stattfinden, geht aus einer Antwort des Ordnungsamts auf eine LVZ-Anfrage hervor. Danach geht es durchs Waldstraßenviertel über die Wettiner- und Gustav-Adolf-Straße, dann weiter über die Leibnizstraße zur Jahnallee stadtauswärts. Über den Waldplatz und die Waldstraße führt die Route zurück zum Startpunkt an der Ebert-Straße.

Ordnungsamt: Blockaden verboten

Das Ordnungsamt weist ausdrücklich darauf hin, dass eine „absichtliche Blockierung von Teilen der Aufzugsroute“ verboten seien. Das treffe auch und besonders auf Kreuzungen und Nebenstraßen zu. Dazu gelten Auflagen wie das Verbot von Getränkedosen, Glasflaschen und anderer Gegenstände, die als Wurfgeschosse dienen könnten, so die Behördenleiter Helmut Loris auf Anfrage von LVZ-Online.

 

Der Bürgerverein Waldstraßenviertel fordert die Bewohner allerdings am Mittwoch auf, in Anlehnung an den Protest in anderen Städten für die Legida-Demonstranten das Licht auszuknipsen. Ab 17 Uhr sollten Geschäfte und Büros an der Jahnallee Strom sparen, im übrigen Waldstraßenviertel sollten ab 18.30 Uhr die Lichter ausgehen. Stattdessen empfiehlt der Verein: Fenster öffnen und Beethovens „Ode an die Freude“ als Europahymne abspielen. An den Stolpersteinen im Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus sollen Kerzen entzündet werden. Auch am Ariowitsch-Haus in der Hinrichsenstraße wollen Bürger friedlich mit Kerzen Position beziehen.

Bürgervereins-Vorsitzender Jan Willkomm (39) fragt sich schon, warum Legida ausgerechnet durch dieses Viertel zieht. "So richtig klar ist uns das nicht", sagte er am Mittwoch. Er hoffe darauf, dass der Protest gegen die islamkritische Bewegung friedlich verlaufe. "Die Polizei hat uns allerdings auch vor der Gefahr von Straßenschlachten gewarnt", so Willkomm.

Mehr als 5000 gegen Legida erwartet

In ihren Aufrufen sprechen die Veranstalter aber von friedlichem Protest gegen Legida. Aufeinandertreffen könnten die Teilnehmer beider Strömungen schon. Bereits ab 18 Uhr werden die Demonstranten der verschiedenen Sternmarsch-Züge am Waldplatz zur zentralen Kundgebung erwartet.

Die Veranstalter gehen von mindestens 5000 Demonstranten gegen Legida aus. „Von Seiten der Versammlungsbehörde kann aber eine größere tatsächliche Teilnehmerzahl erwartet werden“, so das Ordnungsamt. „Es ist schön, dass sich in Leipzig an diesem Tag Menschen zusammenschließen, die sonst getrennte Wege gehen“, sagte Frank Kimmerle für die Initiative „Bündnis 8. Mai“, die um 18 Uhr am Lindenauer Markt ihren Marsch startet.

Leipziger Stiftung: „Wir sind das Volk“ nicht missbrauchen


Die Leipziger Stiftung Friedliche Revolution, in der sich vor fünf Jahren Bürger aus dem Osten und Westen des Landes zusammenschlossen, hat am Mittwoch ebenfalls ausdrücklich zu friedlichen Protesten aufgerufen. Die Stiftung verwahrt sich vor allem gegen den Missbrauch des Rufs „Wir sind das Volk“, der die Montagsdemonstrationen im Herbst 89 kennzeichnete. „Wer ‚Wir sind das Volk’ ruft, muss auch ‚Offen für alle’ sein“, heißt es in der Erklärung. Es liege in der Verantwortung aller, für gerechte und lebenswerte Verhältnisse in Deutschland zu sorgen.

Die Stiftung Friedliche Revolution schließt sich der Initiative „Willkommen in Leipzig“ an, die sich nach einem Friedensgebet in der Nikolaikirche an dem Sternmarsch beteiligt. Zu den Erstunterzeichnern gehören neben Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) zahlreiche Vertreter von Kirchen, Hochschulen und Parteien aus Leipzig.

LVB: Umleitungen und Verspätungen


Das Info-Portal NoLegida veröffentlichte am Mittwoch bereits auf einer Karte die von den Veranstaltern eingereichten Laufwege durch die Innenstadt und das Waldstraßenviertel . Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) kündigen auf ihrer Webseite bereits an, dass die Kunden bei Bussen und Bahnen zwischen 14 und 22 Uhr mit Verspätungen rechnen müssen.

Auch Umleitungen seien möglich.

Alle vom Ordnungsamt genehmigten Veranstaltungen im Überblick:

Initiative Route
Bündnis 8. Mai 18-20 Uhr, Lindenauer Markt, Kuhturmstraße, Jahnallee, Waldplatz.
 
Leipzig.Courage zeigen e.V. 17.30 Uhr – 21 Uhr, Waldplatz.

 

Willkommen in Leipzig – eine weltoffene Stadt der Vielfalt

17.45 Uhr – 19 Uhr. Friedensgebet Nikolaikirche (17 Uhr), danach Demo ab Nikolaikirchhof über Schuhmachergäßchen, Reichsstraße,Grimmaische Straße, Thomasgasse, Thomaskirchhof, Gottschedstraße, Elsterstraße, Mendelssohnstraße, Friedrich-Ebert-Straße.

 

Leipziger Friedenswache – Nein zu Krieg und Fremdenfeindlichkeit

18 Uhr – 21 Uhr, ursprünglich Nikolaikirchhof. Laut Ordnungsamt ist noch offen, ob sich die Veranstalter „Willkommen in Leipzig“ anschließen oder ihre Kundgebung auf den Augustusplatz verlegen.

 

Refugees Welcome 1

16 Uhr – 19 Uhr, Markt, Gottschedstraße, Käthe-Kollwitz-Straße, Westplatz, Marschnerstraße, Am Sportforum zwischen den Tunneln.

 

Refugees Welcome 2

17 Uhr – 20 Uhr, Westplatz, Käthe-Kollwitz-Straße, Goerdelerring, Ranstädter Steinweg, Jacobstraße, Gustav-Adolf-Straße, Färberstraße bis Ecke Hinrichsenstraße (Abschlusskundgebung).

 

Leipziger Studierende gegen Rassismus

15.30 Uhr – 16.30 Uhr, Uni-Campus, Universitätsstraße, Schillerstraße, Martin-Luther-Ring, Karl-Tauchnitz-Straße, Friedrich-Ebert-Straße, Westplatz (Anschluss an Refugees Welcome).

 

Legida – Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes

19 Uhr – 20.30 Uhr, Öffentlicher Parkplatz vor der Red Bull Arena an der Friedrich-Ebert-Straße, Wettiner Straße, Waldstraße, Gustav-Adolf-Straße, Leibnitzstraße, Jahnallee (stadtauswärts), Waldplatz, Waldstraße, Wettiner Straße, Ausgangspunkt öffentlicher Parkplatz (Abschlusskundgebung).