Leipzig. Licht aus im Waldstraßenviertel, Kerzen an am Ariowitsch-Haus und ausdrückliche Unterstützung von der Stiftung Friedliche Revolution: Die Protestbewegung gegen die für Montag geplante Legida-Demonstration wächst weiter. Am Mittwoch bestätigte das Ordnungsamt außerdem die Route für den sogenannten „Abendspaziergang“ der islamkritischen Bewegung.
Die Legida-Unterstützer dürfen nicht wie geplant am Stadionvorplatz der
Red Bull Arena starten. Das sei wegen der Verpachtung an die
Stadion-Betreibergesellschaft ZSL nicht möglich gewesen, so die Stadt.
Stattdessen treffen sich die Anhänger von „Leipzig gegen die
Islamisierung des Abendlandes“ am öffentlichen Parkplatz an der
Friedrich-Ebert-Straße, vor den Eingängen des Stadions.
Der
Auftakt wurde außerdem eine halbe Stunde nach hinten verschoben: Ab 19
Uhr soll die erste Kundgebung am Sammlungspunkt stattfinden, geht aus
einer Antwort des Ordnungsamts auf eine LVZ-Anfrage hervor. Danach geht
es durchs Waldstraßenviertel über die Wettiner- und Gustav-Adolf-Straße,
dann weiter über die Leibnizstraße zur Jahnallee stadtauswärts. Über
den Waldplatz und die Waldstraße führt die Route zurück zum Startpunkt
an der Ebert-Straße.
Ordnungsamt: Blockaden verboten
Das
Ordnungsamt weist ausdrücklich darauf hin, dass eine „absichtliche
Blockierung von Teilen der Aufzugsroute“ verboten seien. Das treffe auch
und besonders auf Kreuzungen und Nebenstraßen zu. Dazu gelten Auflagen
wie das Verbot von Getränkedosen, Glasflaschen und anderer Gegenstände,
die als Wurfgeschosse dienen könnten, so die Behördenleiter Helmut Loris
auf Anfrage von LVZ-Online.
Der Bürgerverein Waldstraßenviertel fordert die Bewohner allerdings am
Mittwoch auf, in Anlehnung an den Protest in anderen Städten für die
Legida-Demonstranten das Licht auszuknipsen. Ab 17 Uhr sollten Geschäfte
und Büros an der Jahnallee Strom sparen, im übrigen Waldstraßenviertel
sollten ab 18.30 Uhr die Lichter ausgehen. Stattdessen empfiehlt der
Verein: Fenster öffnen und Beethovens „Ode an die Freude“ als
Europahymne abspielen. An den Stolpersteinen im Gedenken an die Opfer
des Nationalsozialismus sollen Kerzen entzündet werden. Auch am
Ariowitsch-Haus in der Hinrichsenstraße wollen Bürger friedlich mit
Kerzen Position beziehen.
Bürgervereins-Vorsitzender Jan Willkomm
(39) fragt sich schon, warum Legida ausgerechnet durch dieses Viertel
zieht. "So richtig klar ist uns das nicht", sagte er am Mittwoch. Er
hoffe darauf, dass der Protest gegen die islamkritische Bewegung
friedlich verlaufe. "Die Polizei hat uns allerdings auch vor der Gefahr
von Straßenschlachten gewarnt", so Willkomm.
Mehr als 5000 gegen Legida erwartet
In
ihren Aufrufen sprechen die Veranstalter aber von friedlichem Protest
gegen Legida. Aufeinandertreffen könnten die Teilnehmer beider
Strömungen schon. Bereits ab 18 Uhr werden die Demonstranten der
verschiedenen Sternmarsch-Züge am Waldplatz zur zentralen Kundgebung
erwartet.
Die Veranstalter gehen von mindestens 5000
Demonstranten gegen Legida aus. „Von Seiten der Versammlungsbehörde kann
aber eine größere tatsächliche Teilnehmerzahl erwartet werden“, so das
Ordnungsamt. „Es ist schön, dass sich in Leipzig an diesem Tag Menschen
zusammenschließen, die sonst getrennte Wege gehen“, sagte Frank Kimmerle
für die Initiative „Bündnis 8. Mai“, die um 18 Uhr am Lindenauer Markt
ihren Marsch startet.
Leipziger Stiftung: „Wir sind das Volk“ nicht missbrauchen
Die Leipziger Stiftung Friedliche Revolution, in der sich vor fünf Jahren Bürger aus dem Osten und Westen des Landes zusammenschlossen, hat am Mittwoch ebenfalls ausdrücklich zu friedlichen
Protesten aufgerufen. Die Stiftung verwahrt sich vor allem gegen den
Missbrauch des Rufs „Wir sind das Volk“, der die Montagsdemonstrationen
im Herbst 89 kennzeichnete. „Wer ‚Wir sind das Volk’ ruft, muss auch
‚Offen für alle’ sein“, heißt es in der Erklärung. Es liege in der
Verantwortung aller, für gerechte und lebenswerte Verhältnisse in
Deutschland zu sorgen.
Die Stiftung Friedliche Revolution
schließt sich der Initiative „Willkommen in Leipzig“ an, die sich nach
einem Friedensgebet in der Nikolaikirche an dem Sternmarsch beteiligt.
Zu den Erstunterzeichnern gehören neben Oberbürgermeister Burkhard Jung
(SPD) zahlreiche Vertreter von Kirchen, Hochschulen und Parteien aus
Leipzig.
LVB: Umleitungen und Verspätungen
Das Info-Portal NoLegida veröffentlichte am Mittwoch bereits auf einer Karte die von den Veranstaltern eingereichten
Laufwege durch die Innenstadt und das Waldstraßenviertel
. Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) kündigen auf ihrer Webseite
bereits an, dass die Kunden bei Bussen und Bahnen zwischen 14 und 22 Uhr
mit Verspätungen rechnen müssen.
Auch Umleitungen seien möglich.
Alle vom Ordnungsamt genehmigten Veranstaltungen im Überblick:
Initiative | Route |
Bündnis 8. Mai | 18-20 Uhr, Lindenauer Markt, Kuhturmstraße, Jahnallee, Waldplatz. |
Leipzig.Courage zeigen e.V. | 17.30 Uhr – 21 Uhr, Waldplatz. |
Willkommen in Leipzig – eine weltoffene Stadt der Vielfalt |
17.45 Uhr – 19 Uhr. Friedensgebet Nikolaikirche (17 Uhr), danach Demo ab Nikolaikirchhof über Schuhmachergäßchen, Reichsstraße,Grimmaische Straße, Thomasgasse, Thomaskirchhof, Gottschedstraße, Elsterstraße, Mendelssohnstraße, Friedrich-Ebert-Straße. |
Leipziger Friedenswache – Nein zu Krieg und Fremdenfeindlichkeit |
18 Uhr – 21 Uhr, ursprünglich Nikolaikirchhof. Laut Ordnungsamt ist noch offen, ob sich die Veranstalter „Willkommen in Leipzig“ anschließen oder ihre Kundgebung auf den Augustusplatz verlegen. |
Refugees Welcome 1 |
16 Uhr – 19 Uhr, Markt, Gottschedstraße, Käthe-Kollwitz-Straße, Westplatz, Marschnerstraße, Am Sportforum zwischen den Tunneln. |
Refugees Welcome 2 |
17 Uhr – 20 Uhr, Westplatz, Käthe-Kollwitz-Straße, Goerdelerring, Ranstädter Steinweg, Jacobstraße, Gustav-Adolf-Straße, Färberstraße bis Ecke Hinrichsenstraße (Abschlusskundgebung). |
Leipziger Studierende gegen Rassismus |
15.30 Uhr – 16.30 Uhr, Uni-Campus, Universitätsstraße, Schillerstraße, Martin-Luther-Ring, Karl-Tauchnitz-Straße, Friedrich-Ebert-Straße, Westplatz (Anschluss an Refugees Welcome). |
Legida – Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes |
19 Uhr – 20.30 Uhr, Öffentlicher Parkplatz vor der Red Bull Arena an der Friedrich-Ebert-Straße, Wettiner Straße, Waldstraße, Gustav-Adolf-Straße, Leibnitzstraße, Jahnallee (stadtauswärts), Waldplatz, Waldstraße, Wettiner Straße, Ausgangspunkt öffentlicher Parkplatz (Abschlusskundgebung). |