Gegen Zensur und Rassismus - Lesung im Freien
Der Autor Max Brym liest aus seinem Buch „Es begann in Altötting“, am Samstag den 17 Januar ab 11 Uhr auf dem Stadtplatz von Waldkraiburg. Die Stadt Waldkraiburg liegt in Südost-Oberbayern und hat knapp 23.000 Einwohner. Seit November 2014 bewegt das Buch von Max Brym „ Es begann in Altötting“ die dortigen Gemüter. Der Bürgermeister der Stadt hat eine Lesung aus dem Buch in städtischen Einrichtungen verboten. Der Grund dürfte darin bestehen, dass der Autor sich an seine Jugend dort erinnert und speziell die damaligen Revanchisten angreift. Dabei beschimpfte Autor nicht die Einwohner von Waldkraiburg Der Autor untersucht verschiedene politische Richtungen in der damaligen Stadt, in der es im Anschluss an die Studentenbewegung auch linke Gruppierungen gab. Dennoch benennt der Autor verschiedene ehemalige hohe Nazifunktionäre aus dem Sudetenland. Jene waren damals sehr einflussreich in der „Vertriebenenstadt“ . Genannt werden Personen wie der ehemalige Stellvertreter von Konrad Henlein, Dr. Walter Brand, sowie der ehemalige Regierungsdirektor im Reichskulturministerium Theo Keil . Daran will die politische Führung der Stadt nicht erinnert werden. Die Auseinandersetzung um das Buch von Max Brym nimmt mittlerweile zum Teil satirische Züge an. Die Waldkraiburger- Nachrichten schrieben am 3 Januar folgendes: „ Vom Mister 100000 Volt zum "roten Max". Er wird also nun doch lesen aus seinem Buch über Waldkraiburg. Weil Max Brym im Haus des Buches nicht lesen durfte, nun also publikumswirksam unter freiem Himmel. Das heißt, wie publikumswirksam, das hängt vermutlich vor allem vom Wetter ab. Und deshalb gibt es vermutlich auch ein paar Waldkraiburger, die gegen einen neuen Wintereinbruch oder wenigstens minus 20 Grad just am 17. Januar gar nicht viel einzuwenden hätten. " und „ Am 31. Dezember schrieb die gleiche Zeitung in einer Art Jahresvorschau: Im August 2015-Starautor Max Brym wird nach der Rückkehr von einer gefeierten Lesereise durch Kuba und Nordkorea mit der Ehrennadel der Stadt in Rot ausgezeichnet, weil er den Namen Waldkraiburgs in alle Welt hinausgetragen hat. Seine Erinnerungen "Es begann in Altötting" werden Pflichtlektüre in allen Waldkkraiburger Schulen.“.“ Dazu schrieb Max Brym auf seinem blog: „Ein persönlicher Hinweis- Wer nicht solange warten will hat am 17 Januar Gelegenheit an meiner öffentlichen Lesung am Waldkraiburger Stadtplatz ab 11 Uhr teilzunehmen. Jeder Leser und jede Leserin aus Waldkraiburg bekommt in das Buch „ Es begann in Altötting“ eine persönliche Widmung.von mir. Meine Reise nach Nordkorea ist leider geplatzt. Staatschef Kim Jong-Un , teilte mir persönlich mit , dass eine „ Lesung in öffentlichen Gebäuden nicht stattfinden kann“. Dies erinnert doch etwas an Waldkraiburg, ohne dass ich den Stadtrat von Waldkraiburg mit dem Zentralkomitee in Nordkorea gleichsetze.
Viele Grüße Max Brym
Um was geht es ?
Anfang Dezember 2014 verbot der Bürgermeister von Waldkraiburg, Robert Pötzsch, eine vereinbarte Lesung des Buchautors Max Brym im Haus des Buches. Die Pressesprecherin des Rathauses versuchte gegenüber einigen Medien diesen ungeheuren Akt der Zensur zu verharmlosen. Bürgermeister Pötzsch wird jedoch in den „Waldkraiburger- Nachrichten“ wie folgt zitiert: „ Wir wollen nicht, dass in städtischen Räumen Stimmung gemacht wird und alte Gräben aufgerissen werden."
Er selbst „kenne Herrn Brym nicht persönlich, so der Bürgermeister weiter, habe bisher auch sein Buch nicht gelesen. Inhaltlich könne er deshalb nicht dazu Stellung nehmen. Er wisse aber, dass Brym als Person und das, was er in der Vergangenheit von sich gegeben hat, in Waldkraiburg sehr kritisch gesehen werde.“
Diesen antidemokratischen Akt begegnet nun Max Brym mit einer öffentlichen Lesung am Waldkraiburger Stadtplatz, Samstag den 17 Januar ab 11 Uhr. Denn: das Buch „ Es begann in Altötting“ kann auch in Waldkraiburg nicht zensiert werden. Artikel 5 des Grundgesetzes gilt auch in Waldkraiburg.
Die Lesung richtet sich aber auch unabhängig vom Buchtext gegen die aktuellen ausländerfeindlichen Beschlüsse in Waldkraiburg. Anfang November fasste der Waldkraiburger Stadtrat einstimmig einen Beschluss gegen die Errichtung einer Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge. In dem Beschluss heißt es, dass die Errichtung einer solchen Erstaufnahmeeinrichtung im Wohngebiet, in dieser Größe und Lage, aus Sicht der Stadt Waldkraiburg nicht zu bewältigen ist. Mit einer Einrichtung mit mindestens 600 Flüchtlingen stoße Waldkraiburg mit knapp 22.500 Einwohnern "an seine Grenzen". Dieser Beschluss ist offen rassistisch. Die Menschen, welche vor Armut, Folter und Krieg flüchten werden als Gefahr in einem Wohngebiet dargestellt. Offensichtlich hat sich der Stadtrat von Waldkraiburg den Geist der rechtspopulistisch- faschistoiden Pegida- Demonstranten aus Dresden zu eigen gemacht. Gegen diesen Beschluss protestieren nicht nur linke Initiativen und Gruppen. Selbst der CSU Altbürgermeister Jochen Fischer findet deutliche Worte. Die Waldkraiburger Nachrichten zitieren den Altbürgermeister wie folgt: „dass die Differenzen zwischen Stadt, Landkreis und Regierung auf dem Rücken der Flüchtlinge ausgetragen würden und er plädiert dafür, dass sich Waldkraiburg als Flüchtlingsstadt auf die Zeit nach dem Krieg rückbesinnen sollte. Damals wurden zwei Millionen Flüchtlinge im Freistaat aufgenommen. Und heute wird bei 200.000 Flüchtlingen so ein Aufstand veranstaltet." Er schäme sich als Waldkraiburger für die Entscheidung der Stadt und habe derzeit deutliche Probleme, den Titel des Ehrenbürgers weiter zu tragen.“
Eine Stadt, die sich als Leitbild europäisch, offen, modern, erfolgreich und innovativ auf die Fahnen geschrieben hat, stellt sich mit solchen Aktionen ein Armutszeugnis aus.
Max Brym wurde als Jude 1957 in Altötting geboren, er lebt heute in München und ist Dozent an verschiedenen Bildungseinrichtungen im In und Ausland. Sein Buch „ Es begann in Altötting“ ist kein regionalspezifisches Werk. Das Buch beschreibt den Lebensweg eines linken politischen Aktivisten. Am 5. Januar fand in der Geburtsstadt von Brym in Altötting, eine sehr gut besuchte Autorenlesung, ohne jegliche Zwischenfälle statt.
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