Wirbel um heutiges Treffen bei der AfD / Rößler stellt Strafanzeige wegen Zwischenfall am Montagabend
Von Jürgen Kochinke
 Dresden. Die islamfeindlichen Pegida-Demonstrationen in Dresden 
erregen weiter das politische Sachsen. Nachdem am Montag erneut viele 
tausend Anhänger bei einem sogenannten Montagsspaziergang durch die 
Elbestadt gelaufen waren, sorgen jetzt vor allem eine Offerte der 
Euro-Kritiker von der AfD an die Spitzen der Patriotischen Europäer 
gegen die Islamisierung des Abendlandes und ein Gesprächsangebot an 
Stanislaw Tillich (CDU) für Aufsehen. So hatten die Pegida-Organisatoren
 dem Ministerpräsidenten angeboten, auf einer der kommenden Demos zu 
sprechen - gestern erhielten sie eine Absage.
 "Ich stehe immer zu einem Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern zur 
Verfügung", sagte Tillich. "Das Angebot aber,  von einer Bühne zu 
sprechen, von der die Kanzlerin und andere Politiker mehrfach unsachlich
 beschimpft und gegen Ausländer gehetzt wurde, lehne ich ab."
Laut Ansicht des Regierungschefs hat Pegida bisher zu keiner 
Problemlösung beigetragen. "Vielmehr schaden die Demonstrationen dem 
Land und der Stadt Dresden, denn sie vermitteln der Weltöffentlichkeit 
ein Bild, das nicht der Wirklichkeit entspricht." Gleichzeitig kündigte 
Tillich an, er werde den Sachsen ein konkretes Angebot zu einem Dialog 
über "ihre Sorgen und Nöte" unterbreiten.
Besorgt reagierte auch Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU). In 
einem Interview des US-Nachrichtensenders CNN betonte er aber 
gleichzeitig: "Man sollte das nicht überschätzen, das ist bisher ein 
regionales Phänomen." Der Minister wies darauf hin, dass in anderen 
deutschen Städten ähnliche Bemühungen für einen breiten 
Anti-Islam-Protest gescheitert seien.
Ganz anders ist die Sicht der sächsischen AfD. Ende vergangener Woche 
hatte Fraktionschefin Frauke Petry die Pegida-Organisatoren zu einem 
nichtöffentlichen Gedankenaustausch in den Landtag eingeladen, das 
Treffen soll heute Abend stattfinden. Tillich wollte sich gestern dazu 
nicht äußern, umso heftiger reagierte die Opposition. "Die AfD versucht,
 aus der derzeit aufwallenden fremdenfeindlichen Stimmung politisches 
Kapital zu schlagen", hatte Grünen-Fraktionschef Volkmar Zschocke im 
Vorfeld gesagt. "Das offenbart die geistige Nähe der AfD zu den 
Pegida-Organisatoren." Laut Zschocke sei nicht davon auszugehen, dass 
die Pegida-Spitzen andere Meinungen respektierten oder auch nur 
Gespräche führen wollten. "Wenn sich hinter scheinbarer Besorgnis 
menschenfeindliches Gedankengut verbirgt, wenn Asylsuchende zu 
Sündenböcken gemacht werden, sind die Grenzen von Dialog erreicht."
Die Linken wiederum haben Initiativen für Weltoffenheit und Toleranz 
heute zu einer Art Gegenveranstaltung zur AfD eingeladen. Begründung 
laut Fraktionschef Rico Gebhardt: "Wir wollen dafür sorgen, dass nicht 
nur die Pegida-Organisatoren im Landtag ein Forum bekommen, sondern auch
 Menschen, die sich für einen menschenfreundlichen Umgang mit 
Asylsuchenden einsetzen."
Unabhängig davon hat ein Zwischenfall am Rande der jüngsten Pegida-Demo 
ein juristisches Nachspiel. So stellte Sachsens Landtagspräsident 
Matthias Rößler (CDU) gestern Strafanzeige wegen des Verdachts auf 
Hausfriedensbruch gegen 18 Mitglieder einer rechten Gruppierung. Sie 
waren am Montagabend in den Eingangsbereich des Parlamentsgebäudes 
eingedrungen. Zwei der Eindringlinge hätten eine Absperrung überwunden 
und seien bis ins Foyer gelangt, bevor Sicherheitskräfte sie 
zurückgedrängt hätten, teilte Rößlers Büro mit. Die Gruppe habe ein 
Transparent und Fahnen mit dem Symbol der "Identitären Bewegung" 
gezeigt.
