Beim Leipziger Ableger der Dresdner Pegida-Bewegung hat es einen Wechsel an der Spitze gegeben. Wie Jörg Hoyer, bislang Sprecher der Initiative "Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Legida), am Dienstag auf Anfrage erklärte, habe Marco Prager (40) das etwa zwölfköpfige Organisationsteam "auf eigenen Wunsch" verlassen. Grund dafür seien "massive Gewaltdrohungen gegen uns" gewesen. Prager wird der Fan-Szene des Fußballklubs Lok Leipzig zugeordnet.
Er hatte die für kommenden Montag geplante erste Legida-Veranstaltung
auf dem Stadionvorplatz an der Friedrich-Ebert-Straße angemeldet, fuhr
Hoyer fort. "Deshalb habe ich jetzt die Demonstrationsanmeldung
übernommen", sagte der 49-Jährige, der in Heidenau bei Dresden lebt. Er
werde auch selbst "die Hauptrede am Schluss, nach dem Spaziergang durchs
Waldstraßenviertel auf dem Stadionvorplatz" halten.
Hoyer
stammt aus dem Erzgebirge, ließ sich nach eigenen Angaben an einer
Fachschule des DDR-Innenministeriums in Leipzig zum Kriminaltechniker
ausbilden. Diesen Beruf habe er dann bei der Post ausgeübt - ohne
Kontakte zur Stasi. Nach der Wende war der vierfache Vater jahrelang
Fraktionschef der CDU im Döbelner Kreistag. Mittlerweile betreibt er ein
"Sachverständigenbüro für Militärhistorik und Zeitgeschichte" in
Heidenau, das zum Beispiel die "Begutachtung deutscher
zeitgeschichtlicher Antiquitäten aus dem Zeitraum 1914-1945 auf Echtheit
und Wert" anbietet. Dazu gehören auch "Militaria, Orden, Uniformen,
Waffen". Laut einer Internet-Veröffentlichung linker Gruppen soll Hoyer
früher zudem selbst mit NS-Devotionalien gehandelt haben - sogar, wenn
diese ein Hakenkreuz oder Symbole der Waffen-SS trugen.
Der
Legida-Anmelder beteuerte gestern, in dem gleichberechtigten
Organisationsteam gebe es weder rassistische noch rechtsextreme
Ansichten. "Wir sind durchweg Europa-Freunde, alle so zwischen 45 und 55
Jahre alt", sagte er. Auch seien im Führungszirkel weder NPD- noch
AfD-Mitglieder aktiv. Der Islamwissenschaftler und AfD-Landes- vorstand
Hans-Thomas Tillschneider habe anfangs zwei Vorträge über den Islam bei
den Legida-Gründern gehalten, die Zusammenarbeit "nach gewalttätigen
Übergriffen auf ihn" jedoch aufgekündigt. Der Leipziger
AfD-Landtagskandidat Felix Koschkar sei aus dem Legida-Organisationsteam
wieder ausgetreten. In Leipzig gebe es besonders viele Anfeindungen und
Bedrohungen gegen die neue Initiative, so Hoyer. Die Urheber blieben
anonym. Er vermutete, dass dahinter linksextreme, aber auch
rechtsextreme Vereinigungen stehen. "Ich habe die Anmeldung übernommen,
weil mein Grundstück in Heidenau weit weg und gut gesichert ist.
Schließlich bewahre ich dort auch wertvolle Waffen auf."
Dass
sich im Internet ebenso Gewaltaufrufe gegen jene Leute finden, die den
Protest gegen Legida organisieren, ein kritisch berichtender Leipziger
Journalist sogar eine Morddrohung erhielt, hat laut Hoyer nichts mit der
Arbeit oder den Zielen des Organisationsteams zu tun. "Unsere Waffen
sind allein das Wort und die Schrift." Legida habe die Pegida-Bewegung
zum Vorbild, arbeite aber eigenständig. "Ich war diesen Montag zum
ersten Mal bei einer Pegida-Kundgebung in Dresden dabei." Hoyer erhob
Vorwürfe gegen Leipzigs Ordnungsamt. Die Behörde habe den Namen von
Silvio Rösler (51), der zur Fan-Szene von Chemie Leipzig gezählt wird
und für Legida als Versammlungsleiter auftritt, an die Medien verraten.
"Die Firma von Röslers Frau verlor deshalb zwei Aufträge."