Bewegung bei Legida: Dresdner Jörg Hoyer übernimmt Führung und will Schlussrede halten

Erstveröffentlicht: 
07.01.2015

Beim Leipziger Ableger der Dresdner Pegida-Bewegung hat es einen Wechsel an der Spitze gegeben. Wie Jörg Hoyer, bislang Sprecher der Initiative "Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Legida), am Dienstag auf Anfrage erklärte, habe Marco Prager (40) das etwa zwölfköpfige Organisationsteam "auf eigenen Wunsch" verlassen. Grund dafür seien "massive Gewaltdrohungen gegen uns" gewesen. Prager wird der Fan-Szene des Fußballklubs Lok Leipzig zugeordnet.

 

Er hatte die für kommenden Montag geplante erste Legida-Veranstaltung auf dem Stadionvorplatz an der Friedrich-Ebert-Straße angemeldet, fuhr Hoyer fort. "Deshalb habe ich jetzt die Demonstrationsanmeldung übernommen", sagte der 49-Jährige, der in Heidenau bei Dresden lebt. Er werde auch selbst "die Hauptrede am Schluss, nach dem Spaziergang durchs Waldstraßenviertel auf dem Stadionvorplatz" halten.

Hoyer stammt aus dem Erzgebirge, ließ sich nach eigenen Angaben an einer Fachschule des DDR-Innenministeriums in Leipzig zum Kriminaltechniker ausbilden. Diesen Beruf habe er dann bei der Post ausgeübt - ohne Kontakte zur Stasi. Nach der Wende war der vierfache Vater jahrelang Fraktionschef der CDU im Döbelner Kreistag. Mittlerweile betreibt er ein "Sachverständigenbüro für Militärhistorik und Zeitgeschichte" in Heidenau, das zum Beispiel die "Begutachtung deutscher zeitgeschichtlicher Antiquitäten aus dem Zeitraum 1914-1945 auf Echtheit und Wert" anbietet. Dazu gehören auch "Militaria, Orden, Uniformen, Waffen". Laut einer Internet-Veröffentlichung linker Gruppen soll Hoyer früher zudem selbst mit NS-Devotionalien gehandelt haben - sogar, wenn diese ein Hakenkreuz oder Symbole der Waffen-SS trugen.

Der Legida-Anmelder beteuerte gestern, in dem gleichberechtigten Organisationsteam gebe es weder rassistische noch rechtsextreme Ansichten. "Wir sind durchweg Europa-Freunde, alle so zwischen 45 und 55 Jahre alt", sagte er. Auch seien im Führungszirkel weder NPD- noch AfD-Mitglieder aktiv. Der Islamwissenschaftler und AfD-Landes- vorstand Hans-Thomas Tillschneider habe anfangs zwei Vorträge über den Islam bei den Legida-Gründern gehalten, die Zusammenarbeit "nach gewalttätigen Übergriffen auf ihn" jedoch aufgekündigt. Der Leipziger AfD-Landtagskandidat Felix Koschkar sei aus dem Legida-Organisationsteam wieder ausgetreten. In Leipzig gebe es besonders viele Anfeindungen und Bedrohungen gegen die neue Initiative, so Hoyer. Die Urheber blieben anonym. Er vermutete, dass dahinter linksextreme, aber auch rechtsextreme Vereinigungen stehen. "Ich habe die Anmeldung übernommen, weil mein Grundstück in Heidenau weit weg und gut gesichert ist. Schließlich bewahre ich dort auch wertvolle Waffen auf."

Dass sich im Internet ebenso Gewaltaufrufe gegen jene Leute finden, die den Protest gegen Legida organisieren, ein kritisch berichtender Leipziger Journalist sogar eine Morddrohung erhielt, hat laut Hoyer nichts mit der Arbeit oder den Zielen des Organisationsteams zu tun. "Unsere Waffen sind allein das Wort und die Schrift." Legida habe die Pegida-Bewegung zum Vorbild, arbeite aber eigenständig. "Ich war diesen Montag zum ersten Mal bei einer Pegida-Kundgebung in Dresden dabei." Hoyer erhob Vorwürfe gegen Leipzigs Ordnungsamt. Die Behörde habe den Namen von Silvio Rösler (51), der zur Fan-Szene von Chemie Leipzig gezählt wird und für Legida als Versammlungsleiter auftritt, an die Medien verraten. "Die Firma von Röslers Frau verlor deshalb zwei Aufträge."