Tillich lehnt Pegida-Angebot ab: "Demonstrationen schaden dem Land und der Stadt Dresden"

Erstveröffentlicht: 
06.01.2015

Dresden.Das Angebot der Pegida-Bewegung an Sachsens Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich (CDU), auf einer der nächsten Pegida-Demonstrationen in Dresden zu sprechen, hat Tillich am Dienstag abgelehnt. Grundsätzlich stehe er immer zu einem Gespräch oder einem Dialog mit Bürgern zur Verfügung. "Das Angebot aber von einer Bühne zu sprechen, von der die Kanzlerin und andere Politiker mehrfach unsachlich beschimpft und gegen Ausländer gehetzt wurde, lehne ich ab. Ich werde den Bürgerinnen und Bürgern konkrete Angebote für einen Dialog über ihre Sorgen und Nöte unterbreiten", versprach Tillich.

 

Bisher habe Pegida kein Problem gelöst oder zu einer Lösung beigetragen. "Vielmehr schaden die Demonstrationen dem Land und der Stadt Dresden, denn sie vermitteln der Weltöffentlichkeit ein Bild, das nicht der Wirklichkeit entspricht. Das Bild passt nicht zur Mehrheitsmeinung der Sachsen. Die übergroße Mehrheit kümmert sich um den Zusammenhalt in der Gesellschaft und trägt dazu bei, dass Sachsen allen Menschen eine gute Heimat ist", so Tillich am Dienstag.

Unter Pfiffen der Kundgebungsteilnehmer hatte die Pegida-Mitorganisatorin Kathrin Oertel den sächsischen Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich am Montagabend eingeladen, auf einer der nächsten Veranstaltungen zu sprechen.

Die Anti-Islam-Bewegung Pegida wird inzwischen weltweit beachtet, auch Altkanzler und Bundesminister warnen vor Fremdenfeindlichkeit. Trotz des Zulaufs für das rechtspopulistische Bündnis in Dresden sieht Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) die Demonstrationen jedoch als regionales Phänomen, das nicht überschätzt werden sollte. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sieht das Bild Deutschlands in der Welt gefährdet.

Die elfte Pegida-Kundgebung in der sächsischen Landeshauptstadt am Montagabend war mit rund 18 000 Teilnehmern die bislang größte. Zeitgleich gingen dort rund 4000 Menschen, bundesweit sogar mehrere Zehntausend gegen Islam- und Ausländerfeindlichkeit auf die Straße. Offene Fragen Einwanderung und Integration müssten beantwortet werden - nicht wegen Pegida, sondern für die deutsche Politik, sagte de Maizière dem US-Sender CNN. Er wies darauf hin, dass in anderen deutschen Städten Bemühungen für einen breiten Anti-Islam-Protest gescheitert seien. Allerdings hätten Politik und Medien derzeit Probleme, „einige Teile der Gesellschaft zu erreichen“.

Internationale Nachrichtensender wie CNN, BBC und Al-Dschasira machten am Dienstag die Pegida-Demonstration zum Thema. Auch die Presse in Europa und weltweit setzte sich mit der islamfeindlichen Bewegung auseinander - zumeist kritisch, teils aber auch verständnisvoll.