Demo gegen „Fragida“: Parolen und Böller gegen „Fragida“

Erstveröffentlicht: 
06.01.2015

400 Menschen protestieren in Frankfurt gegen ein Vorbereitungstreffen von „Fragida“, die einen Frankfurter Ableger der islamfeindlichen Bewegung gründen will. Unter den Teilnehmern des „Fragida“-Treffens soll der kommissarische Landeschef der NPD gewesen sein.

 

Von Fabian Scheuermann und Hanning Voigts

 

Rund 400 Menschen haben am Montagabend gegen ein internes Vorbereitungstreffen der Gruppe „Fragida“ protestiert, die einen Frankfurter Ableger der islamfeindlichen Bewegung „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) ins Leben rufen will. Gegen 18.30 Uhr hatten die Demonstranten, spontan über SMS-Ketten und Twitter mobilisiert, sich am Dom versammelt. Zuvor war durchgesickert, dass die Initiatoren von Fragida sich in einer Kneipe am Römerberg treffen sollten. Die bisher recht kleine Fragida-Gruppe wollte, so hatte es Mitinitiator und AfD-Mitglied Hans-Peter Brill vorher gegenüber der Frankfurter Rundschau angekündigt, an dem Abend ihr weiteres Vorgehen absprechen.

 

Ein Böller fliegt in die Bar

 

Als niemand von Fragida am Römerberg auftauchte, zog die Menge, von Polizeikräften begleitet, über die Alte Brücke vor „Harry’s New York Bar“ in Sachsenhausen. Als durch die Glasscheiben ersichtlich wurde, dass Brill und knapp zehn weitere Personen dort an einem Tisch saßen, rissen einige junge Männer aus der Menge die Tür der Bar auf, pöbelten die Fragida-Gruppe an und warfen einen Böller in die Bar. Kurz darauf zogen herbeieilende Beamte eine Polizeikette vor die Bar und drängten die Demonstranten ab, die daraufhin laute Antifa-Parolen wie „Nationalismus raus aus den Köpfen“ und „Es gibt kein Recht auf Nazi-Propaganda“ anstimmten.

 

Nach dieser Unterbrechung setzten die Fragida-Initiatoren ihr Treffen fort, draußen trafen nach und nach immer weitere Polizisten ein. Unter den Gegendemonstranten machte derweil die Nachricht die Runde, dass sich zu dem Fragida-Treffen offenbar auch ein bekannter Politiker der hessischen NPD eingefunden hatte. Wie Hans-Christoph Stoodt von der Anti-Nazi-Koordination der FR sagte, hatten er und andere Szenekenner in einem Teilnehmer des Treffens Stefan Jagsch erkannt, kommissarischer Landesvorsitzender der NPD. Jagsch befindet sich derzeit im Rechtsstreit mit der Stadt Frankfurt, weil die Kommune ihn im Juni als städtischen Mitarbeiter im Jobcenter Höchst entlassen hatte.

 

Nach etwa einer halben Stunde zogen die 400 Menschen in einem spontanen Demozug weiter in Richtung Konstablerwache.

 

In Mainz war bereits am Sonntagabend humorvoll gegen die Pegida-Bewegung demonstriert worden. Rund 200 überwiegend junge Leute hatten sich laut Polizeiangaben friedlich unter dem Motto Pipapo (Postapokalyptische Illuminaten pür abendländische Panik-Orientierung) vor dem Hauptbahnhof getroffen, um mit viel Witz für eine offene und vielfältige Gesellschaft zu demonstrieren.

 

„Die Idee hinter der Satire-Demo war, dass man nicht jedem Unsinn mit einer ernsthaften Antwort begegnen sollte“, erklärte der Mainzer Rapper und Aktivist David Häußer, der die Demo angemeldet hatte, die Idee hinter der Aktion. Wenn man in Folge der Pegida-Demos dazu übergehe, Leuten zu erklären, dass „Menschen, die nicht Müller heißen, auch Menschen seien“, so Häußer, dann laufe etwas falsch. Pegida bezeichnete er als „Thilo Sarrazin auf der Straße“.

 

Auch die Teilnehmer der Demonstration konnten sich einbringen und an einem Mikrofon skandieren, was ihrer Meinung nach „einfach mal gesagt“ werden müsse. So wurde eine Pflicht zum Bratwurstessen gefordert und im Chor „Saumagen“ skandiert, was für verwirrte Gesichter bei den Passanten sorgte. Ein anderer Vorschlag war, um „Deutschland, Elsass-Lothringen und die Schweiz herum“ eine „200 Meter hohe Mauer aus Eis“ zu errichten, um „die soziale Kälte in unserem schönen Land zu bewahren“. Auch wurden mit Schokoladencreme beschmierte Brote verteilt. „Wenn schon braun, dann Nutella“, war auf einem Plakat zu lesen.