[KR] Rechte Aktivitäten in Krefeld 2014 und 2015

[1] Mitgliedsausweis Bodewig (Die Rechte)

Vorwort – Warum dieser Bericht?

Die letzte große Nazidemonstration in Krefeld ist bereits mehr als sieben Jahre her. Damals gab es sowohl von bürgerlicher (Bündnis „Krefeld für und Demokratie“) als auch von antifaschistischer Seite einen verhältnismäßig großen Gegenprotest . Seitdem ist in Krefeld wenig passiert. NPD-Kundgebungen mit zwei dutzend Teilnehmern und vielleicht doppelt so vielen Gegendemonstranten waren zwar ab und zu vorhanden, im Großen und Ganzen blieb es aber auf beiden Seiten eher ruhig. Diese Ruhe könnte im neuen Jahr vorbei sein. Mit der Partei „Die Rechte“ könnte die neonazistische Szene in Krefeld und Umgebung neuen Aufwind bekommen und Gruppierungen wie HoGeSa oder PEGIDA könnten neue Anknüpfpunkte für bisher „unpolitische“ Personen sein.

WDR Bericht über NPD-Gegendemos in Krefeld vom 21.07.07: hxxps://www.youtube.com/watch?v=KUSw7GyBfMU)

 

NPD Kreisverband Krefeld/Kleve

Im Sommer/Herbst 2014 ist der ehemalige Kreisverbandsvorsitzende Philippe Bodewig aufgrund „Parteiinterner Intrigen“ aus der NPD aus- und in die Partei „Die Rechte“ (Kreisverband Mülheim/Wesel) eingetreten [1]. Mitgenommen hat er laut eigener Aussage knapp 12 „Kameraden“. Im Juli 2014 wurde Sarah Bienefelds [2] zur neuen Kreisverbandsvorsitzenden ernannt. Grund für den Austritt Bodewigs und seiner Gefolgschaft ist wohl ein Konflikt mit dem „Möchtegern-Strippenzieher“ Rainer Händelke [1].

Trotz – oder eventuell aufgrund des starken Personenverlustes – häuften sich zum Ende des Jahres 2014 die Aktivitäten der NPD in Krefeld und Umgebung. Neben Flugblätterverteilen (beispielsweise auf den Weihnachtsmärkten [3]), kam es auch zu einer Kundgebungstour und einer Demonstration am 22.11.14 (mit vorheriger Kundgebung) in Krefeld. Teilgenommen haben etwa 20 Personen [4]. Dem Gegenprotest schlossen sich etwa doppelt so viele an.

Mobilisiert wurde außerdem für die HoGeSa-Demonstrationen in Köln und Hannover, später auch für DÜGIDA und BOGIDA. Angereist ist der Krefelder Kreisverband zur DÜGIDA-Demo offensichtlich zusammen mit Neonazis von der Partei „Die Rechte“ aus Dortmund [5].

 

Ob die gestiegene Aktivität in den letzten Monaten auf ein letztes Aufbäumen vor dem Untergang zurückzuführen ist oder ob sich die NPD auch 2015 verstärkt in der Öffentlichkeit präsentieren wird, bleibt abzuwarten. Für ersteres würde die zu erwartende Präsenz der Partei „Die Rechte“ in 2015 sprechen (siehe nächsten Absatz), die schon in anderen Städten die NPD weitesgehend aus dem Blickfeld verdrängt hat.

 

 

Die Rechte Kreisverband Mülheim/Wesel

Aufgrund des Eintritts einiger ehemaliger NPD-Mitglieder aus Krefeld in den Kreisverband Mühlheim/Wesel der Partei „Die Rechte“ (siehe vorheriger Absatz) ist mit Aktivitäten im Umkreis von Krefeld zu rechnen.

Bereits am 03.10.2014 nahm Philippe Bodewig mit einigen seiner alten NPD-Kameraden und neuen Die Rechte-Kameraden an der Demonstration in Hamm teil. Dabei vermisste man seinen obligatorischen Anzug, der Philippe als Kreisverbandsvorsitzenden wohl seine Seriösität verleihen sollte. Stattdessen passte er sich auch vom Klamottenstil schnell den prolligen Neonazis von der Partei „Die Rechte“ an [6]. Nur ein kleiner Hinweis darauf, dass sich „Die Rechte“ gar nicht an einem Saubermann-Image, wie ihn die NPD pflegt, interessiert ist. Ganz im Gegenteil: ein martialisches Auftreten, Durchbruchversuche, Angriffe auf Gegendemonstranten oder Journalisten, Parolen an der Grenze der Rechtmäßigkeit, Bewaffnung oder Vermummung sind nicht seltene Begleiterscheinungen bei „Die Rechte“-Demonstrationen.

Ob es überhaupt zu Aktivitäten in Krefeld kommt, ist zwar noch nicht gewiss, allerdings spricht einiges dafür. So spricht Bodewig in einer Diskussion bei Facebook davon, dass „Die Rechte“ im Frühjahr das Ruder in Krefeld übernehme [7]. Bei dem momentanen Enthusiasmus Bodewigs erscheint das nicht einmal abwegig. Es ist davon auszugehen, dass eventuelle Kundgebungen/Demonstrationen der Partei „Die Rechte“ ähnlich gewalttätig auftreten wie sie es in anderen Städten (z.B. in Dortmund) tun. Sollte es soweit kommen, ist hier dringend eine Intervention von antifaschistischer Seite erforderlich.

 

 

HoGeSa

Großen Zuspruch findet HoGeSa in der Fußball- und der Rockerszene. Zur Demonstration in Köln fuhren neben der NPD bis zu 30 weitere Personen aus Krefeld. Diese traten allerdings nicht geschlossen auf, sondern waren eher individuell oder in kleineren Gruppen anwesend, sodass hier weder von einer organisierten Gruppe noch von einer Nähe zur NPD gesprochen werden kann (mal abgesehen von der inhaltlichen Nähe). Die Motivation zur Teilnahme an der Hannover-Demonstration war hingegen – vermutlich aufgrund der größeren örtlichen Distanz – wesentlich geringer. Wie die Teilnahme bei der Demo in Essen am 18.01.2015 und den weiteren Demonstrationen aussehen wird, bleibt abzuwarten.

Davon abgesehen hat das Aufkeimen der HoGeSa-Bewegung auch in Krefeld viele sonst eher „Politikverdrossene“ aus ihren Löchern geholt. Wurden rassistische Parolen sonst nur am eigenen Stammtisch verbreitet, werden diese jetzt vermehrt öffentlich – insbesondere bei Facebook – kommuniziert. Ein gutes Beispiel hierfür ist Gerd Lips (http://t1p.de/kj4i ), der seit der HoGeSa-Bewegung auf mehreren erstellten Profilen u.a. gegen Salafisten und „die Antifa“ hetzt und dafür haufenweise Likes bekommt. Gerd Lips wurde bereits in einem vorherigen Linksunten-Artikel über HoGeSa als Stimmungsmacher und „Anti-Antifa“ erwähnt.

 

 

Pegida Krefeld

Seit Ende letzten Jahres sprießen die Pegida-Ableger in ganz Deutschland aus dem Boden. Auch für Krefeld scheint es einen solchen zu geben. Zumindestens existiert eine Facebook-Seite namens „Pegida Krefeld“ [8] mit aktuell 320 „Gefällt mir“-Angaben. Erwähnt wird diese Seite auf anderen Pegida-Seiten allerdings nicht, auch ist sonst eher wenig über eine Pegida-Gruppe in Krefeld zu lesen. In Anbetracht des Hypes und der vielen Dügida-Bogida-Kagida-Legida-Pegida-Mugida-undWieSieAlleHeißen-Demonstrationen ist ein „Pegida-Spaziergang“ in Krefeld aber vermutlich nur eine Frage der Zeit. Bis dahin heißt es Augen offen halten und bei dem kleinsten Anzeichen einer Verbreitung in Krefeld zu intervenieren und aufzuklären.

 

Fazit

Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Ruhe der letzten Jahre in 2015 vermutlich ein Ende haben wird. Für alle Antifaschisten im Krefelder Raum heißt dies, den Arsch hochzubekommen und sich jegelicher rechten Bestrebung in Krefeld entgegenzustellen. Seien es die Naziprolls von „Die Rechte“, die vermeintlich bürgerliche NPD, die Möchtegern-Hools von HoGeSa oder die „besorgten Anwohner“ unter dem Label der Pegida.

Abzuwarten bleibt, ob sich die Partei „Die Rechte“ gegen die NPD durchsetzen kann und ob Pegida in Krefeld Fuß fassen wird. Eine antifaschistische Gegenarbeit ist in jedem Fall notwendig. Gerade bei Kundgebungen und Demonstrationen von „Die Rechte“ ist es wichtig, möglichst viele Gegendemonstranten auf die Straße zu bekommen, auch um womöglichen Übergriffen entgegenwirken zu können.