Leipzig. Gegen LEGIDA, den Leipziger Ableger der Dresdner PEGIDA-Demos, formiert sich breiter Widerstand. Zwei Wochen vor dem Aufzug seien bereits sieben Gegenveranstaltungen mit mehr als 5000 erwarteten Teilnehmern in der Messestadt angemeldet worden. Das teilte das Ordnungsamt am Montag auf Anfrage von LVZ-Online mit. Am 12. Januar will die Initiative „Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (LEGIDA) im Waldstraßenviertel demonstrieren.
Zum Protest gegen die offenkundig fremdenfeindliche Bewegung rufen unter
 anderem Kirchen, Bürgerbündnisse und das Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt
 Platz“ auf. Auch der emeritierte Thomaskirchenpfarrer Christian Wolff 
und seine Nachfolgerin Britta Taddiken schließen sich dem Widerstand an.
 Ein entsprechender Aufruf Wolffs hat bereits zahlreiche Unterstützer, 
darunter Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), alle Bürgermeister, 
etliche Stadträte, Gewerkschafter, Wirtschaftsvertreter, Kirchenleute 
und Künstler. 
Bei Facebook hatten bis Montag bereits mehr als 18.200 Menschen ihre 
Teilnahme an Gegenveranstaltungen
 angekündigt. Die dahinter stehende Seite 
„NO LEGIDA“
 zählte rund 11.000 Unterstützer. 
Auch OBM Jung will sich in Sternmarsch einreihen
Der
 geplante LEGIDA-Aufzug am Abend des 12. Januar soll von 18 bis 20 Uhr 
von der Red-Bull-Arena am Sportforum durch das Waldstraßenviertel 
führen. Änderungen an der Route sind aber noch möglich. Wie 
Ordnungsamtsleiter Helmut Loris am Montag mitteilte, habe bereits ein 
erstes Kooperationsgespräch mit den LEGIDA-Initiatoren stattgefunden. 
Weitere Gespräche seien in den nächsten Tagen geplant. „Mit den 
Veranstaltern der Gegenveranstaltungen sind ebenfalls Anfang Januar 
Kooperationsgespräche angedacht“, so Loris.
Zu den bislang sieben angemeldeten Gegenveranstaltungen, die in einen 
Sternmarsch münden sollen, werden laut Ordnungsamt mehr als 5000 
Demonstranten erwartet. Das LEGIDA-Bündnis rechnet den Behördenangaben 
zufolge mit rund 3000 Teilnehmern. OBM Burkhard Jung unterstützt den 
Protest gegen die asylkritische Bewegung ausdrücklich. „Wir werden in 
Leipzig am 12. Januar eine breite Gegenbewegung auf die Beine stellen“, 
sagte er der LVZ vor einigen Tagen. Er rufe die Leipzigerinnen und 
Leipziger dazu auf, deutlich zu zeigen, dass „wir zu dem Recht auf Asyl 
stehen“. Auch Jung will sich in die Gegendemonstration einreihen. 
Das
 Bündnis „Leipzig nimmt Platz“ rief am Sonntag ebenfalls zur Teilnahme 
an den Protesten auf. „Es bleibt abzuwarten ob die dumpfen Ressentiments
 gegen alles vermeintlich Fremde auch in Leipzig auf nennenswerte 
Zustimmung treffen“, erklärte die Linken-Landtagsabgeordnete Juliane 
Nagel vom Aktionsnetzwerk. 
LEGIDA mit Verbindungen zur Neonazi-Szene?
Wer hinter dem LEGIDA-Aufzug steht, ist bisher unklar. Öffentliche 
Mitteilungen oder eine Webseite mit Impressum und Hintergründen gibt es 
nicht. Lediglich eine entsprechende Facebook-Seite, die zur Allianz mit 
PEGIDA aufruft und sich gegen einen „Maulkorb ‚politically correct’" 
engagiert, sammelt seit Wochen Unterstützer. Mehr als 6000 Nutzer haben 
hier inzwischen „Gefällt mir“ geklickt. 
In verschiedenen 
Internet-Berichten werden darüber hinaus aber auch drei Personen 
genannt, die maßgeblich an der Organisation von LEGIDA beteiligt seien 
sollen. Zwei davon werden rechtsextremen Fußballfankreisen in 
Probstheida und Leutzsch zugeordnet – mit Verbindungen zu bekannten 
Neonazis. Der Dritte ist der AfD-Politiker Hans-Thomas Tillschneider. 
Der 36-jährige Islamwissenschaftler gilt als Repräsentant des rechten 
Parteiflügels und ist Mitglied in der „Patriotischen Plattform“ der AfD.
 Er steht der LEGIDA nach eigenen Angaben als „Berater“ zur Seite.
Bei
 der zehnten Demonstration der Patriotischen Europäer gegen die 
Islamisierung des Abendlandes (PEGIDA) in Dresden waren vor Weihnachten 
mehr als 17.500 Teilnehmer auf die Straße gegangen.
 Mehrere zehntausend Menschen protestierten bundesweit gegen die 
Bewegung, die sich unter anderem für eine Verschärfung des Asylrechts 
ausspricht. Am Montag setzten die Initiatoren wegen des Jahreswechsels 
aus.
Die Leipziger Gegendemos im Überblick:
Am
 12. Januar 2015 ist ein Sternmarsch als Protest gegen LEGIDA geplant. 
Die unterschiedlichen Routen werden erst noch festgelegt. Änderungen 
sind noch möglich (Stand 29. Dezember).
Initiative "NO Legida":
 ca. 2500 Teilnehmer erwartet, Route noch in Abstimmung, 17 bis 21 Uhr 
(Motto: "Leipzig stellt sich quer. Für Weltoffenheit und Toleranz, gegen
 Islamophobie und Rassismus") 
Willkommen in Leipzig – eine weltoffene Stadt der Vielfalt:
 ca. 1000 Teilnehmer, Route noch in Abstimmung, 18 bis 20 Uhr 
(Unterstützung durch Nikolai- und Thomaskirche, DGB Leipzig und alle 
Einzelgewerkschaften sowie Verein "Courage zeigen")
Kundgebung des Vereins "Leipzig. Courage zeigen":
 ca. 800 bis 1.000 Teilnehmer, Route noch in Abstimmung, 17.30 bis 21 
Uhr (Motto: "Willkommen in Leipzig - eine weltoffene Stadt der 
Vielfalt")
Refugees welcome: ca. 300 Teilnehmer, Route noch in Abstimmung, 17 bis 20 Uhr (Motto: „NO LEGIDA")
Refugees welcome: ca. 250 Teilnehmer, Route noch in Abstimmung, 16 bis 19 Uhr (Motto: („Gegen jeden Rassismus“)
Bündnis 8. Mai:
 ca. 200 Teilnehmer, Route noch in Abstimmung, 17 bis 19 Uhr (Motto: 
"Willkommen in Leipzig - für eine weltoffene Stadt der Vielfalt")
Leipziger Friedenswache: ca. 50 bis 200 Teilnehmer, Nikolaikirchhof, 18 bis 21 Uhr, (Motto: „Nein zu Krieg und Fremdenfeindlichkeit“)
Das
 Ordnungsamt rechnet am 12. Januar mit erheblichen 
Verkehrseinschränkungen rund um die Aufzugsrouten. Auch der 
Straßenbahnverkehr wird davon betroffen sein. Über Details soll nach 
Abschluss der Kooperationsgespräche informiert werden.
