Der angebliche Angriff eines Ausländers auf einen 23-jährigen Deutschen in Großröhrsdorf bei Radeberg war erfunden. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilten, ermitteln sie jetzt gegen das vermeintliche Opfer. Der 23-Jährige steht im Verdacht, eine Straftat vorgetäuscht zu haben. Der Mann hatte behauptet, am 5. Dezember nahe der Notunterkunft für Asylbewerber angegriffen worden zu sein und erstattete Anzeige. Wie die Behörden am Mittwoch mitteilten, hat sich der Übergriff jedoch nie ereignet.
Selbst verletzt statt Opfer einer Attacke
Der Mann hatte die Polizei gerufen 
und erklärt, er sei eine halbe Stunde zuvor bei einem Spaziergang 
angegriffen worden. Unweit der Notunterkunft sei er von einem 
südländisch aussehenden Mann ohne Vorwarnung geschlagen und verletzt 
worden. Die Behörden stellten bei ihren Ermittlungen mehrere 
Unstimmigkeiten fest. Als sie das angebliche Opfer damit konfrontierten,
 räumte der 23-Jährige ein, die Geschichte erfunden und sich die 
Verletzungen selbst zugefügt zu haben.
Das Motiv des Mannes ist 
laut Polizei und Staatsanwaltschaft bisher nicht vollständig aufgeklärt.
 Er habe lediglich erklärt, die erfundene Attacke Ausländern in die 
Schuhe geschoben zu haben, weil diese seit Tagen im Ort "Blödsinn 
machen" würden. Dem Mann drohen für diese Täuschung bis zu drei Jahre 
Gefängnis oder eine Geldstrafe.
Asylbewerber weisen Vorwürfe zurück
Der vorgetäuschte Übergriff war einer der Gründe, warum der Kreis 
Bautzen nur vier Tage nach der Eröffnung der Notunterkunft entschieden 
hatte, die Einrichtung bis Weihnachten wieder zu schließen. In der 
ehemaligen Turnhalle sind derzeit 17 junge Männer unterschiedlicher 
Nationalität untergebracht. Weil alle Asylbewerberunterkünfte im 
Landkreis belegt sind, wollte das Landratsamt das baufällige Gebäude als
 Zwischenstation für bis zu 50 Ausländer nutzen. Allerdings gab es 
gleich nach dem Einzug der ersten Bewohner Konflikte. So hatte ein 
Asylbewerber einen Müllsack angezündet, ein anderer musste wegen 
Verletzungen behandelt werden. Bürgermeisterin Kerstin Ternes warf der 
Erstaufnahmeeinrichtung in Chemnitz vor, die drohenden Schwierigkeiten 
verkannt zu haben, indem der Gemeinde alleinstehende Männer 
unterschiedlicher Nationen zugewiesen worden seien.
Asylbewerber 
der Notunterkunft widersprachen der Darstellung, für Unruhe zu sorgen. 
Sie erklärten einer Reporterin von MDR 1 RADIO SACHSEN, es gebe 
lediglich mit einem der untergebrachten Männer Probleme. Dabei handele 
es sich um einen drogenanhängigen Mann aus Russland.
