Die OSZE-Konferenz hat Basel zwei Tage lang in Atem gehalten. Die Offiziellen ziehen eine positive Bilanz, auch wenn die Veranstaltung durch Krawalle überschattet wurde. Die Polizei setzte Gummischrot ein.
																	
								Die Verantwortlichen des Kantons Basel-Stadt ziehen sind 
zufrieden mit der zweitägigen Ministerratskonferenz der Organisation für
 Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) am Rheinknie. "Wir 
können stolz sein auf den Beitrag, den wir zum Gelingen dieser Konferenz
 geleistet haben", sagte Regierungspräsident Guy Morin am Samstag vor 
Medien. Basel habe das Ziel, sich als Austragungsort für künftige 
internationale Konferenzen zu positionieren, erreicht, hieß es an der 
Medienkonferenz. Dass es am Freitag nach Abschluss der Konferenz zu 
Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und der Polizei gekommen 
war, wurde als unschön und unnötig bezeichnet, das sei aber nicht zu 
verhindern gewesen.
Von vielen Delegationen und auch Außenministern aus den 57 
OSZE-Teilnehmerstaaten habe er persönlich positive Rückmeldungen 
erhalten, sagte Regierungspräsident Morin. Die Gäste hätten sich 
freundlich aufgenommen gefühlt. Morin dankte dafür auch der Bevölkerung.
 Es sei nicht selbstverständlich, dass diese die mit der Konferenz 
verbundenen Einschränkungen zum großen Teil so wohlwollend hingenommen 
habe. Allerdings habe es auch Reklamationen gegeben, räumte Morin ein – 
insbesondere, weil Trams und Busse nicht wie üblich fuhren.
				
				
Dass sich auch die hochrangigsten Gäste in Basel offensichtlich 
wohlfühlten, belegte Staatsschreiberin Barbara Schüpbach-Guggenheim mit 
Beispielen. So ging der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier 
im "Globus" einkaufen, und sein ukrainischer Amtskollege Pawlo Klimkin 
genoss einen Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt. Nach Überzeugung der 
Basler Staatsschreiberin hat sich der Stadtkanton gegenüber der für die 
Konferenz verantwortlichen Schweiz als verlässlicher und 
qualitätsbewusster Partner bewährt. Es sei zudem wichtig, dass die 
Schweiz ihre humanitäre Tradition weiter pflege und Basel dazu einen 
Beitrag leisten könne, sagte Morin, der die OSZE als wichtige 
Friedensorganisation lobte.
Während der Konferenz waren am Donnerstag und am Freitag in Basel rund 
1000 Polizisten aus der ganzen Schweiz sowie rund 2700 Armeeangehörige 
pro Tag im Einsatz. Die Zusammenarbeit sei hervorragend gewesen, sagte 
der Basler Justiz- und Sicherheitsdirektor Baschi Dürr. Die 
Sicherheitsmaßnahmen hätten den internationalen Standards für eine 
solche Konferenz entsprochen. Weder Polizei noch Armee verzeichneten 
während der Konferenz gröbere Zwischenfälle. Die Luftwaffe, der das 
neblige Wetter zeitweise den Flugbetrieb einschränkte, registrierte im 
betroffenen Luftraum eine einzige Regelverletzung, wie es in einer 
Mitteilung heißt. Der Auftrag, die Sicherheit der Konferenzteilnehmer 
und der Bevölkerung jederzeit zu gewährleisten, sei erfüllt worden, 
sagte auch Polizeikommandant Gerhard Lips. Vorbereitet gewesen sei man 
auch auf die Ausschreitungen bei der Anti-OSZE-Kundgebung vom 
Freitagabend.
Ausgangspunkt der Krawalle war eine bewilligte Kundgebung, zu der das 
"Bündnis gegen die OSZE Basel" aufgerufen hatte; diese fand nach 
Abschluss der Konferenz statt. Die abgesprochene Route führte vom 
Bahnhof SBB durch die Innenstadt und über den Rhein zum Claraplatz. Nach
 Angaben der Kantonspolizei nahmen rund 500 Personen an der Kundgebung 
teil. Die Organisatoren bezifferten die Zahl auf 1500 Personen, darunter
 Menschen aus allen größeren Schweizer Städten sowie mehrere 
Delegationen aus europäischen Städten.
Am Ende der bewilligten Route in der Nähe des Messeareals kam es dann 
nach 20 Uhr am Claraplatz in Kleinbasel zu Randale und Krawallen. Die 
Polizei hatte die weiterführende Straße zum Kongresszentrum, wo das 
Ministertreffen am Nachmittag zu Ende gegangen war, abgeriegelt, wurde 
daraufhin aber Flaschen, Knallkörpern und anderen Gegenständen beworfen.
 Gleichzeitig zündeten Kundgebungsteilnehmer Abfalleimer an und schoben 
diese gegen die Einsatzkräfte.
Laut Polizeikommandant Lips handelte es sich um rund 100 bis 150 
gewaltbereite Kundgebungsteilnehmer, die nicht nur aus der Region Basel,
 sondern auch aus Zürich, Bern und dem süddeutschen Raum stammten, in 
kleineren Gruppen durch Kleinbasel zogen und die Polizisten mit 
Feuerwerkskörpern, Flaschen und andere Gegenständen bewarfen. Dabei kam 
es auf dem Theodorskirchplatz und in der Rheingasse wiederholt zu 
Auseinandersetzungen mit der Polizei, die mehrere Male Gummischrot und 
Reizstoff einsetzte. Im Einsatz waren mehrere hundert Polizisten. Ihnen 
gelang es laut Lips, eine Stürmung des Messeplatzes zu verhindern. Zwei 
Polizisten zogen sich leichte Verletzungen zu.
Die Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren eröffnet. Auswerten 
will sie unter anderem auch einen Live-Stream über die Demo, der auf 
Youtube hochgeladen wurde. Angaben über die Höhe des durch die 
Schmierereien entstandenen Sachschadens waren am Samstag noch nicht 
erhältlich. Der öffentliche Verkehr im betreffenden Teil der Stadt blieb
 für längere Zeit blockiert. Im Kongresszentrum wurden die Anwesenden 
bis kurz vor 21 Uhr angewiesen, das Gebäude nicht zu verlassen. Nach 
22.30 Uhr lösten sich die einzelnen Gruppen auf, die Kantonspolizei 
blieb weiter mit einem großen Aufgebot vor Ort. 19 Personen wurden durch
 die Polizei angehalten und im Verlauf der Nacht wieder entlassen.
Der gut eineinhalbstündige Demonstrationszug durch die Innenstadt zuvor 
war laut der Polizei dagegen "mehrheitlich geordnet" verlaufen. Es seien
 Rauch- und Feuerwerkskörper gezündet worden. An Gebäuden gab es 
Sprayereien. Auf die Hauswand der Safran-Zunft, wo am Donnerstag ein 
Galadinner für die OSZE-Minister stattgefunden hatte, wurde etwa "Euer 
Frieden tötet!" gesprayt. Auf ihrem Zug skandierten die Teilnehmenden 
antikapitalistische und gegen die OSZE gerichtete Parolen oder forderten
 Freiheit für alle politischen Gefangenen. "Kriegstreiber wollen Frieden
 fördern" stand auf einem Transparent. Das "Bündnis gegen die OSZE 
Basel" wirft dieser vor, sie gebe nur vor, sich für den Frieden 
einzusetzen - tatsächlich seien aber "die größten Kriegstreiber" 
Mitglied der Organisation. Die OSZE sei ein "Werkzeug der 
Imperialisten". Die Gruppierungen stellen die OSZE-Ministerratskonferenz
 in eine Reihe mit dem World Economic Forum (WEF) und NATO-Gipfeln. Auch
 hier würden die kapitalistischen Länder und Mächte sich hinter 
verschlossenen Türen besprechen, um ihre Interessen durchzusetzen, 
kritisieren sie. Dem "Bündnis gegen die OSZE Basel" gehören unter 
anderem der Revolutionäre Aufbau Schweiz, die Kommunistische Jugend 
Schweiz und das Bündnis Alle gegen Rechts an.
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