Dresden. Rund 1500 Dresdner haben am Montag gegen die sogenannten Pegida-Demos demonstriert und dabei erstmals verhindert, dass die Sympathisanten der Bewegung „Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Pegida) ihr geplantes Ziel erreichen. Mit einer Sitzblockade auf dem Terrassenufer stoppten mehrere hundert friedliche Gegendemonstranten den Zug. Rund 500 Polizisten waren im Einsatz.
Unter dem Motto „Für grenzenlose Solidarität statt begrenztem Horizont 
und Nationalismus“ liefen rund 1500 Teilnehmer, die Polizei sprach von 
rund 1200, zunächst vom Neustädter Bahnhof durch die Altstadt bis zur 
Lingnerallee. Dort trennte die Polizei die Gegendemonstranten von der 
Pegida-Demo, die sich dort ab 18.30 Uhr versammelte. „Es war deutlich 
hitziger als in den letzten Wochen“, sagte ein Polizeisprecher.
 
Das
 Bündnis „Nazifrei! Dresden stellt sich quer“ hatte im Vorfeld zu der 
Gegendemonstration aufgerufen, die von der Leipziger Linken-Abgeordneten
 Juliane Nagel angemeldet worden war. Der Bündnissprecher von Dresden 
Nazifrei, Silvio Lang, sagte: „Es ist erschreckend zu sehen, wie jede 
Woche mehr Menschen an der Pegida-Demo in Dresden teilnehmen. Einer 
Demonstration, auf der entgegen aller Fakten so getan wird, als ob über 
das Asylrecht massenweise Kriminelle und Terroristen nach Deutschland 
einreisen würden“. Umso wichtiger sei es, dass viele Einwohner der Stadt
 zeigten, wie viele Menschen sich für ein weltoffenes Miteinander und 
für Verständigung einsetzen. „Deshalb rufen wir die Menschen dazu auf, 
an der Demonstration 'Für grenzenlose Solidarität statt begrenztem 
Horizont und Nationalismus' teilzunehmen“, so Lang.
Als die Pegida-Anhänger - laut Polizei bis zu 7500 - in Richtung Elbe 
startete, versuchten einige Gegendemonstranten vor den Demo-Zug zu 
gelangen. Das Vorhaben wurde von Seiten der Polizei mit harten Bandagen 
verhindert, mindestens ein Gegendemonstrant wurde verletzt. Dabei 
versuchten auch mehrere Pegida-Teilnehmer zu den Gegendemonstranten 
durchzubrechen, konnten aber von den Ordnern zurückgehalten werden. 
Während die Polizei einen Großteil der Gegendemonstranten schließlich am
 Rathenauplatz festhielt, lief der Pegida-Zug über die Steinstraße zum 
Terrassenufer. Dabei kam es zu massiven Staus im Feierabendverkehr.
 
In
 Höhe der Kunstakademie musste der Zug stoppen: Einige hundert 
Gegendemonstranten hatten die Straße blockiert. Die Polizei trennte 
beide Lager, hatte aber mit den Pegida-Teilnehmern einige Probleme, da 
diese trotz Polizeikette Meter um Meter nach vorn rückten. Doch auch, 
als aus dem Pegida-Zug ein Böller in Richtung der Beamten flog, blieben 
diese ruhig.
 
Am Ende musste Pegida umdrehen. Lutz Bachmann, der 
zu Beginn einmal mehr Ängste gegen eine vermeintliche Islamisierung 
schürte und ein Ende des Weihnachtsfestes beschwor, führte seine 
Demo-Teilnehmer zurück zur Lingnerallee. Dabei lösten sich jedoch einige
 Grüppchen, die teils Jagd auf Gegendemonstranten machten. Unter anderem
 an der Synagoge kam es zu Handgemengen, bei denen die Polizei 
eingreifen musste. Laut Bundespolizei kam es anschließend auch im 
Regionalzug in Richtung Leipzig zu einem Schlagabtausch zwischen 
Pegida-Teilnehmern und gegendemonstranten, bei dem die Polizei 
eingreifen musste. Die Beamten ermitteln hier wegen Landfriedensbruch.
 
 
 
Bereits im Vorfeld hatten 
aufgrund des erneuten Aufmarsches von Pegida zahlreiche Politiker und 
Institutionen dazu aufgerufen, Zeichen für ein weltoffenes Dresden zu 
setzen. So hatten unter anderem Staatsschauspiel, Hygienemuseum und 
Semperoper Aktionen initiiert, um Pegida mit Fakten zu begegnen. An der 
Semperoper hing ein Plakat, das zu Weltoffenheit aufforderte. Am 
Schauspielhaus zeigte ein Beamer Fakten zum Asylrecht und zu Ausländern 
in Sachsen.
 
Auch der Rektor der Technischen Universität Dresden,
 Hans Müller-Steinhagen, äußerte sich am Montag zu den 
Pegida-Demonstrationen. "Was man derzeit in Dresden beobachten muss, ist
 äußerst beunruhigend. Tausende Menschen finden sich in der Innenstadt 
zusammen, um gegen die 'Islamisierung des Abendlandes' zu demonstrieren.
 Natürlich sind wir alle von den Gräueltaten des Islamischen Staates 
(IS) entsetzt und abgestoßen. Aber davon auf das Verhalten aller 
Muslime, aller Flüchtlinge und Asylbewerber zu schließen, ist falsch und
 gefährlich und spielt rechtsradikalen Gruppierungen in die Hände.“ 
Unsicherheiten und latente Angst vor dem Unbekannten und Fremden würden 
missbraucht, um Abneigung und Widerstand gegen Flüchtlinge zu schüren.
 
Sachsens
 Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) mahnte angesichts steigender 
Flüchtlingszahlen Unterstützung und Menschlichkeit für die Betroffenen 
an. „Alle diejenigen, die zu uns kommen, weil sie vor Krieg und 
Verfolgung flüchten, sollen hier Schutz oder auch eine neue Heimat 
finden können“, sagte er der „Sächsischen Zeitung“.
