Anklage lautet auf sexuellen Missbrauch von Minderjährigen
Von Andreas Hummel
 Gera. Tino Brandt ist einer der bekanntesten Thüringer Neonazis. Ab 18.
 Dezember muss er sich nun in Gera vor Gericht verantworten - weil er 
Jungen sexuell missbraucht und an Freier vermittelt haben soll.
 Seit fünf Monaten sitzt Brandt in Untersuchungshaft - ab Mitte Dezember
 wird ihm in Gera der Prozess gemacht. Die Anklage lautet unter anderem 
auf sexuellen Missbrauch von Minderjährigen. Den Jungen soll er für ihre
  Sexdienste Geld gegeben haben. Zudem habe er Jugendliche, die mitunter
 noch nicht einmal 14 Jahre alt waren, via  Internet gegen eine 
Provision an Freier vermittelt. Dafür hat Brandt laut Anklage bis zu 
450 Euro verlangt. Nach Angaben des Landgerichts von gestern listet 
die Anklage mehr als 150 Fälle aus den Jahren 2011 bis 2014 auf.
Den mutmaßlichen kriminellen Handlungen war die Staatsanwaltschaft  bei 
Ermittlungen gegen Brandt wegen Versicherungsbetrugs mit einem Schaden 
von mehr als einer Million Euro  auf die Spur gekommen. In diesem 
konkreten Fall wird noch gerichtlich ermittelt.
Im Juni war dann seine Wohnung in Rudolstadt durchsucht und eine Woche 
später Haftbefehl gegen ihn erlassen worden. Nach früheren Angaben der 
Staatsanwaltschaft Gera hat der 39-Jährige aktiv am Ermittlungsverfahren
 mitgewirkt und ein Teilgeständnis abgelegt.  
Brandt war in den 1990er-Jahren Kopf der Kameradschaft Thüringer 
Heimatschutz, dem auch das spätere NSU-Terrortrio Uwe Mundlos, Uwe 
Böhnhardt und Beate Zschäpe angehörten. Zudem gehörte er zeitweise dem
 Landesvorstand der rechtsextremen NPD  an und arbeitete über Jahre 
als V-Mann des Verfassungsschutzes. Mit dem dafür erhaltenen Geld will 
er Aktivitäten der Neonazi-Szene finanziert haben.
