Ein Gespräch mit dem designierten Ausländerbeauftragten Geert Mackenroth
Herr Mackenroth, die rechtsradikale PEGIDA ruft zu Protesten "gegen die Islamisierung des Abendlandes auf", und immer mehr Menschen folgen ihr. Ist es jetzt Ihre Aufgabe, Imagearbeit für Ausländer zu betreiben?
Imagearbeit wäre wohl der falsche Begriff. Ich verstehe ihn so, als ob 
man versucht etwas zu verkaufen, was eigentlich nicht verkäuflich ist. 
Ich bin aber kein Verkäufer. Wenn die Leute das Gefühl haben, man will 
ihnen etwas andrehen, dann werden sie misstrauisch - was ich gut 
nachvollziehen kann. Aber als Anwalt der Ausländer in Sachsen verstehe 
ich mich schon auch.
Was wollen Sie tun?
Auch wenn es etwas abgedroschen klingt: Wir müssen die Bedenken der 
Menschen ernst nehmen und noch mehr auf Aufklärung setzen. Wir sollten 
erst einmal wissen, worüber wir reden - und schon da wird es schwierig. 
Ich habe versucht, Fakten und aktuelle Zahlen zu Ausländern, 
Asylbewerbern und so weiter zu bekommen. Doch da ist kaum etwas zu 
finden. Diesbezüglich überhaupt erst einmal Licht ins Dunkel zu bringen 
wird eine meiner ersten Aufgaben sein. 
Wovor haben die Leute in Sachsen so große Angst - bei einem Ausländeranteil  von unter drei Prozent?
Ein Teil der Ängste wird sicher von interessierter Seite geschürt. Unter
 diesen Agitatoren sind ganz klar auch die ein oder anderen 
Rechtsextremen, die die Sorgen der Bürger für ihre Zwecke nutzen. Die 
NPD wühlt, seitdem sie aus dem Landtag rausgeflogen ist, massiv in 
diesen Kreisen. Die Ängste sind aber teilweise durch fehlende 
Informationen verursacht. Ich erkenne da eine Bringschuld der Politik. 
Wir dürfen nicht warten, bis sich die Menschen von allein informieren. 
Wir sind verpflichtet hinzugehen und zu sagen: Erstens: So sind die 
Zahlen. Zweitens: So ist die Rechtslage - die können wir verbessern, 
aber das dauert. Drittens: Es gibt erfahrungsgemäß keine generellen 
Steigerungen von Kriminalität in der Nähe der Einrichtungen, Einzelfälle
 werden konsequent verfolgt. Und viertens: Wir als Christen sind 
verpflichtet, den Leidenden zu helfen unter dem Aspekt der 
Menschlichkeit. Wir müssen aber die Bevölkerung zeitnah und umfassend 
informieren, wie, wann, wo und was genau vorgesehen ist.
Innenminister Ulbig will mit Sondereinheiten straffällige Asylbewerber ins Visier  nehmen. Setzt er ein falsches Signal?
Jede Straftat ist eine zu viel - ob sie nun vom Asylbewerber, vom 
Ausländer, vom Deutschen, vom Rentner oder Jugendlichen begangen wird. 
Es ist richtig, dagegen einzuschreiten, und es ist auch richtig, gegen 
Straftaten einzuschreiten, die von bestimmten Tätergruppen begangen 
werden. Der Innenminister hat kürzlich aktuelle Zahlen vorgetragen: Im 
Freistaat gibt es derzeit etwa 160 Asylbewerber, die zehn oder mehr 
Straftaten begangen haben. Wenn wir ein vergleichbares Phänomen in der 
"normalen" Strafverfolgung erkennen, dann reagieren wir ja auch 
entsprechend - wie beispielsweise bei der Autoschieberei. Dann bündelt 
man den Sachverstand und versucht, das Phänomen zu bekämpfen, das ist 
polizeilicher Alltag. Den Ausdruck Sondereinheit hat der Minister der 
Fraktion gegenüber nicht verwandt, es geht ihm vielmehr um die Bündelung
 des kriminalpolizeilichen Sachverstandes, um professionelle 
Strafverfolgung -- und das finde ich völlig richtig.
Haben Sie schon Ideen, wie Sie das Unterbringungsproblem angehen wollen?
Das ist ja ein regional-spezifisches Problem. Auch hierzu werde ich mich
 nach meiner Wahl weiter einarbeiten und in den Landkreisen das Gespräch
 mit den Verantwortlichen suchen. Und ich werde mich sicher mit dem ein 
oder anderem frechen Vorschlag einmischen. Alles Weitere werde ich dann 
vor Ort sehen.
Interview: Susann Schädlich
