Dresden. Sachsens Kommunen können bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen auf Beistand des Landes hoffen. Auf einer Asyl-Konferenz in der Staatskanzlei wollte die Regierung am Montagabend mit den Landkreisen und kreisfreien Städten über das weitere gemeinsame Vorgehen und die nächsten Schritte angesichts steigender Asylbewerberzahlen beraten. Über Details informiert die Regierung am Dienstag. An der Konferenz nahmen neben Ministern, Landräten und Oberbürgermeistern auch Vertreter des in Sachsen für die Erstaufnahme zuständigen Malteser Hilfsdienstes und des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge teil.
Die sächsische Regierung hatte bereits vor der Sommerpause beschlossen, 
den Kommunen fortan für Aufnahme und Unterbringung von Asylbewerbern 
jährlich 7600 Euro zu zahlen. Bisher waren es 6000 Euro. In seiner 
ersten Regierungserklärung hatte Tillich im Parlament unlängst dem Thema
 Asyl breiten Raum gewidmet. Er kündigte an, die Höhe der Zuwendungen an
 die Kommunen regelmäßig überprüfen zu lassen. Ansprechpartner vor Ort 
sollen früher informiert und so die Betreuung der Asylsuchenden 
unterstützt verbessert werden. 
Polizeieinheiten für straffällig gewordene Asylbewerber ab Dezember
Unterdessen
 kündigte Innenminister Markus Ulbig (CDU) an, dass in Sachsen künftig 
spezielle Polizeieinheiten für straffällig gewordene Asylbewerber 
zuständig sein sollen. „Wir beginnen mit dem Modell in Dresden und 
wollen sie dann im ganzen Land einsetzen“, sagte er der „Dresdner 
Morgenpost“ (Montag). Am Abend gab der Innenminister weitere Details 
bekannt. Demnach soll es bereits im Dezember an allen fünf 
Polizeidirektionen entsprechende Sondereinheiten geben. Angaben zur 
Größe der Einheiten wurden nicht gemacht. Dem Vernehmen nach könnten sie
 aus fünf bis zehn Beamten bestehen.
„Es darf nicht sein, dass 
einer, der kein Recht auf Asyl hat und dann noch schwer straffällig 
geworden ist, durch das Zusammentreffen von Strafprozessordnung und 
Ausländerrecht am Ende mit einer Art Bleiberecht belohnt wird“, sagte er
 der Zeitung. Zugleich betonte er, dass es in der Summe nur wenige 
kriminelle Asylbewerber gebe, die aber „die Solidarität für eine ganze 
Gruppe kaputt machen“. 
Linke: „Es ziehen keine zugereisten marodierenden Banden durchs Land"
Die
 Linken protestierten gegen die Pläne und sprachen von einem krassen 
Widerspruch zur Realität. „Es ziehen keine zugereisten marodierenden 
Banden durchs Land, sondern es müssen Asylbewerberheime rund um die Uhr 
vor befürchteten Übergriffen „einheimischer“ Täter geschützt werden“, 
erklärte Partei- und Fraktionschef Rico Gebhardt. Selbstverständlich 
müsse Kriminalität unabhängig von der Herkunft der Täter bekämpft 
werden. Ulbig habe aber eine falsche Akzentuierung vorgenommen. Eine 
Spezialeinheit extra für straffällige Asylbewerber stelle einen 
„schweren parteipolitischen Missbrauch eines hochsensiblen 
gesellschaftspolitischen Themas dar“.  
Linke, Grüne und die 
Dresdner SPD warfen Ulbig vor, bereits Wahlkampf zu führen. Ulbig soll 
bei der Wahl zum Oberbürgermeister in Dresden 2015 für die Union ins 
Rennen gehen. „Ulbig will sich als Hardliner gerieren“, betonte die 
Abgeordnete Petra Zais (Grüne): „Wir brauchen keine Sondereinheit, 
sondern deutlich mehr Sozialarbeiter. Dafür muss sich Ulbig bei den 
kommenden Haushaltsverhandlungen im Kabinett stark machen. Das ist sein 
Job.“ Es gehöre nicht zu den Aufgaben eines Innenministers, 
„fremdenfeindlichen Einstellungen Vorschub zu leisten“. Die Dresdner SPD
 verwies unter anderem darauf, dass die von Asylsuchenden begangenen 
Delikte im Gesamtbild aller Straftaten einen verschwindend geringen Teil
 ausmachen.  
Angesichts steigender Asylbewerberzahlen hatte 
Sachsens Regierung für Montagabend Landräte und Stadtoberhäupter zu 
einer Konferenz in die Staatskanzlei geladen. „Wir wollen für alle 
Asylsuchenden ein Freistaat sein, in dem sie sich willkommen fühlen. Und
 wir wollen gleichzeitig den Menschen, die ihre Sorgen und Nöte haben, 
diese aber auch nehmen und versuchen, eine Willkommenskultur zu 
etablieren“, erklärte SPD-Fraktionschef Dirk Panter am Nachmittag.
