Dresden. Eine vom Heimatverein Niedersedlitz ins Leben gerufene Info-Veranstaltung zu einem geplanten Asylbewerberheim lief am Samstagvormittag aus dem Ruder. Die Veranstalter um den Vereinsvorsitzenden Wolfgang Krusch ließen sich die Veranstaltung von NPD-Stadtrat Hartmut Krien und anderen rechtsgerichteten Rednern aus der Hand nehmen.
Die Infoveranstaltung, die zunächst friedlich mit Redebeiträgen von 
Krusch und FDP-Stadtrat Jens Genschmer begann, verselbständigte sich 
nach dem Redebeitrag des NPD-Mitglieds. Dieser diffamierte in seiner 
Rede die politischen Flüchtlinge als faule, kriminelle Verbrecher. Dafür
 gab es einige Beifallsbekundungen. 
Andere Redner, die im 
Folgenden zu schlichten versuchten, wurden ausgebuht und konnten ihre 
Beiträge teilweise nicht beenden. „Wir müssen versuchen, eine Lösungen 
zu finden, mit der die Flüchtlinge und wir Anwohner leben können. Wie 
sollen sich die Asylbewerber integrieren können, wenn sie von den 
Bürgern abgelehnt werden? Eine Alternative mit der alle Seiten leben 
können, muss her“, versuchte ein Anwohner zu schlichten. 
„Es ist
 schlimm, wie sich manche Menschen von dem Populismus der NPD bei dieser
 Thematik vereinnahmen lassen. Hier hilft es nur, sich gemeinsam an 
einen Tisch zu setzen und nach Lösungen zu suchen“, so Jens Hoffsommer, 
Grünen-Sprecher für Migrationspolitik im Stadtrat. Die Sorgen der Bürger
 müsse man ernst nehmen, aber die Hasstiraden der NDP seien völlig fehl 
am Platz, so der Politiker weiter. 
Eingeladen hatte der 
Heimatverein, um über die Pläne der Stadtverwaltung zu informieren und 
Kritik an der Wahl des geplanten Standortes für ein Asylbewerberheim an 
der Heidenauer Straße 49 zu konkretisieren. An der Heidenauer Straße 
soll eine sogenannte Clearingstelle entstehen, von der aus die 
Asylbewerber an andere Heime verteil werden. „Wir finden den von 
Sozialbürgermeister vorgeschlagenen Standort hier völlig ungeeignet“, so
 Wolfgang Krusch. Mit 165 Plätzen sei die Einrichtung auch „viel zu groß
 geplant“. Der Heimatverein hätte der Stadtverwaltung 
Alternativvorschläge gemacht, doch die Verwaltung hätte sich bisher 
nicht dazu geäußert. 
„Ich finde es schade, wie wenig die 
Stadtverwaltung die Menschen informiert hat. Wir als Ortsbeiräte müssen 
nun die Scherben aufsammeln, die die Verwaltung hier hinterlassen hat“, 
beklagt Grünen-Ortsbeirätin Julia Günther. 
Die Initiatorin wie 
auch FDP-Stadtrat Jens Genschmer kritisieren vor allem die Umgebung und 
die Gegebenheiten des geplanten Standortes an der Heidenauer Straße. Der
 Weg zu der nächsten Haltestelle des ÖPNV und zur nächsten 
Einkaufsmöglichkeit sei viel zu weit, die Nähe zum Umspannwerk außerdem 
gefährlich. Der Liberale Genschmer übte in seinem Redebeitrag Kritik an 
Sozialbürgermeister Martin Seidel. „Es war schon lange abzusehen, dass 
sich die Zahlen der Asylbewerber, die nach Dresden kommen, verdoppeln 
werden. Überrascht kann davon niemand sein. Leider gibt die Verwaltung 
weder den Bürgern noch den Stadträten die Möglichkeiten, Einfluss auf 
die Wahl der Standort zu nehmen.“ 
Die Verteilung der Heime über 
das Stadtgebiet sei ungerecht. „Warum sind gleich sechs Standorte im 
Dresdner Südosten geplant, während es für Striesen oder den Weißen 
Hirsch keine Pläne gibt“, fragte Genschmer. Die Kritik an der Auswahl 
kann Grünen-Stadtrat Hoffsommer nicht ganz nachvollziehen. „Die 
Verwaltung hat die Standorte sicher sorgfältig geprüft und es ist 
derzeit schwer, überhaupt geeignete Objekte zu finden“, so Hoffsommer. 
Wichtig sei neben der äußeren Umgebung außerdem ein ernsthafter Dialog 
zwischen Verwaltung und Bürgern und die richtige Begleitung eines 
Asylbewerberheimes.
