+++ Bericht #3 +++
Um den Widerstand des kurdischen Volkes gegen die Bandes des IS und des türkischen Staates vor Ort zu unterstützen, uns selbst ein Bild von der Lage machen zu können und darüber zu berichten, haben die Organisationen Rote Aktion, Young Struggle, SKB (Bund sozialistischer Frauen) eine Delegation zur türkisch-syrischen Grenze entsandt.
Tag 2 der Delegation “Grenzenloser Widerstand”
Nach einer relativ ruhigen Nachtwache begann unser Tag kollektiv mit Frühstücken und Putzdienst. Wir konnten den Vormittag nutzen um Interviews und interessante Gespräche zu führen. Ein Interview führten wir mit einer Vertreterin der Sozialistischen Partei der Unterdrückten (ESP), das wir euch demnächst in voller Länge präsentieren werden.
Anschließend
besuchten wir andere Wachpunkte teilten ihne unsere Solidarität und
Unterstützung mit. Im Dorf Bethe befand sich eine größere Gruppe der
Gewerkschaft KESK. In Dewşan beteiligten sich kurdische Künstler an den
Wachaktionen. Hier wurden wir interviewt vom kurdischem
Nachrichtenagentur DIHA. Egal wo wir waren konnten, wir das Bedürfnis
verspüren sich mitzuteilen und an uns die Worte zu richten, die sie den
Menschen in Deutschland mitteilen wollen. Abends fuhren wir zurück nach
Qop, was in so kurzer Zeit schon ein Gefühl des nach Hause kommen in uns
auslöste. Kurz nach Sonnenuntergang begannen schwere Angriffe des IS
auf unsere Freunde in Kobane. Es schmerzte uns sehr nur zuschauen zu
können. Unsere Gedanken sind bei den kämpfenden Freunden in Rojava.
Her Biji Kobanê
Tag 3 der Delegation “Grenzenloser Widerstand”
Am heutigen Tag
haben wir die Gelegenheit genutzt und viele der Dörfer an den Grenzen
besucht. Nachdem wir uns im Dorf Qop eingelebt haben, welches 1 km von
den von der IS besetzten Gebieten entfernt ist und an der Ostfront von
Kobanê liegt, sind wir an die Westfront gefahren. Nach intensiven
Gefechten in der Nacht, gingen diese mittags weiter. Im Dorf Boydê
berichteten die Bewohner, dass nachts zuvor das türkische Militär die
YPG angegriffen habe. An der Grenze entlang haben wir die aufgestellten
türkischen Panzer mit Zielrichtung Rojava gesehen. Verteilt auf dem
ganzen Gebiet lagen, wie überall, die abgeschossenen und abgelaufenen
Gasgranaten der Polizei, welche bei den Demonstrationen aus nächster
Nähe abgeschossen wurden.Am Grenztor Murşidpınar angelangt, konnten wir
die Angriffe des IS aus nächster Nähe beobachten. Reporter in Kobanê
berichteten, dass die Angriffe sehr schwer sind, aber die Moral
ungebrochen. Medienreporter vor Ort berichteten von einem
Aufzeichnungsverbot des Militärs. Am Grenztor versammelten sich viele
Flüchtlinge, denen die Rückkehr verwehrt wird. Als wir vor Ort waren,
wurden wir mit den Geflüchteten von türkischen Soldaten verscheucht.
Jenseits der Grenze warteten dutzende Geflüchtete, denen es nicht
erlaubt ist ihr Hab und Gut mitzunehmen. Im Anschluss haben wir
verwundete Kämpfer im Krankenhaus von Suruç besucht, deren Zustand zwar
ernst ist, die aber mit großer Zuversicht in die Zukunft geblickt haben.
Am Wachposten Qop zurückgelangt, haben wir über die vielen türkeiweiten
Aktionen diskutiert, nachdem im türkischen Parlament der Antrag für das
Eingreifen in Syrien, bzw. die Besatzung Kobanês, zugestimmt wurde. Am
5. Oktober wird es auch hier eine große Demonstration geben.
Es lässt viel auf eine kritische Zeit schließen, deren Ablauf noch
unvorhersehbar ist. Die kurdische Freiheitsbewegung ist jedoch auf alles
vorbereitet, selbst auf einen möglichen, umfangreichen revolutionären
Volkskrieg.
Morgen beginnt das Opferfest in der Region, welches für uns alle hier
jedoch ein Tag der Trauer wird. Mit wütenden Blick Richtung IS beenden
wir unseren Bericht für heute. Morgen werden die Vorsitzende der HDP,
Figen Yüksekdağ, Vorsitzende der DBP und Frauenorganisationen die
Wachposten besuchen.
Viele Grüße aus dem Kriegsgebiet
Rote Aktion
Young Struggle
SKB
AGIF