Mehrere Mitglieder der Autonomen Szene haben am Samstagabend (30. August 2014) kurzfristig ein seit rund vier Jahren leer stehendes Mehrfamilienhaus an der Marienstraße besetzt.
Dazu hatten sie im Eingangsbereich eine Fensterscheibe eingeschlagen. An
der Fassade befestigten sie Plakate mit der Aufschrift „AZ bleibt auf
der Gathe“ und „Besser die Jugend besetzt leere Häuser als fremde
Länder“.
Eine Anwohnerin alarmierte die Polizei, weil sie den Schein einer
Taschenlampe bemerkt hatte. Die Einsatzkräfte nahmen sieben Personen
fest. Gegen sie wird wegen Hausfriedensbruch und Sachbeschädigung
ermittelt.
Zeitgleich versammelten sich auf dem Otto-Böhne-Platz rund 100 Personen.
In der Wülfrather Straße, Gertrudenstraße und Sattlerstraße zündeten
Unbekannte Altpapiercontainer an. An vier Einsatzfahrzeugen wurden
Reifen zerstochen bzw. Scheibenwischer abgebrochen. Außerdem wurden die
Wagen durch Tritte beschädigt.
Stellungnahme der Autonomen Szene
„Heute haben wir in der Marienstraße 41 auf dem Ölberg in
Wuppertal-Elberfeld ein seit Jahren leerstehendes Haus beschlagnahmt, um
ein centro sociale / refugee welcome center zu eröffnen. Wir wollen das
seit Jahren leerstehende Haus nutzen, um einen für alle
WuppertalerInnen zugänglichen Treffpunkt, Infoladen und
Veranstaltungsort zu haben.
Das ehemalige Second-Hand-Geschäft ist dafür gut geeignet. Unseres
Wissens steht das Haus derzeit nicht zur Vermietung, sondern wird von
den Eigentümern als reines Anlagekapital behandelt. Es ist daher schon
seit Jahren ungenutzt und verkommt immer mehr.
Das Haus ist kein Einzelfall in der Nordstadt; mehrere Gebäude verfallen
und sind ungenutzt, einige kaputten Häuser stellen sogar eine Belastung
und Gefahr für AnwohnerInnen und PassantInnen dar, wie z.B. die
Brandruine in der Bandstraße. Selbst kaputte Scheiben werden oft nicht
ersetzt. Dabei gibt es zahlreiche sinnvolle und dringend benötigte
Nutzungen, wie zum Beispiel soziale Treffpunkte in den Stadtteilen,
Infoläden, Orte für freie Bildungsarbeit und Beratungsangebote,
Gib-und-Nimm-Läden, unkommerzielle Kulturangebote, oder eben
Anlaufpunkte für neu in Wuppertal ankommende Geflüchtete. Das heute von
uns angeeignete Haus in der Marienstraße soll dementsprechend ein Ort
für alle ÖlbergerInnen und WuppertalerInnen sein.
Wir fordern die Stadt Wuppertal dazu auf, solche leerstehenden Häuser zu
enteignen und die Gebäude den Menschen zur Verfügung zu stellen, die
sie brauchen. Wir wollen, dass die Stadt das in diesem Fall tut und es
uns zu den oben genannten Zwecken zur Verfügung stellt.
Wir bitten alle NachbarInnen um Verständnis, dass wir sie nicht alle in
die Planung einbeziehen konnten, und laden herzlich dazu ein, in den
nächsten Tagen im Centro Sociale / Refugee Welcome Center auf dem Ölberg
vorbeizukommen. Eine erste Gelegenheit zum Kennenlernen gibt es schon
am Sonntagmorgen ab 11 Uhr bei einem Frühstück mit und für
Nachbar*innen.
Auch Spenden sind uns herzlich willkommen, angefangen von Tischen und
Stühlen über Stoffe, Wandfarben u.ä. bis hin zu Kuchen, Kaffee und
Lebensmittel. Dringend brauchen wir auch eine große Glasscheibe, um den
hässlichen Holzverhau des Ladenlokals zu ersetzen.
Wir grüßen die #Squattingdays in Hamburg und die Aktivist*innen von #Avanti in Dortmund und alle Besetzer*innen überall!“