Am Samstag den 16. August fand auf dem Sparrplatz im Sprengelkiez (Berlin-Wedding) ein Fußballturnier unter dem Motto „Kick it! Rassismus und soziale Ausgrenzung wegkicken“ statt. Über 100 Spieler_innen folgten dem Aufruf des Bündnisse „Hände weg vom Wedding“ und des „Roten Stern Berlin“, um sportlich gegen rassistische Ausgrenzung und steigende Mieten im Kiez zu protestieren.
Schon vor Veranstaltungsbeginn versammelten sich viele Kiezbewohner_innen auf dem Bolzplatz. Schnell wurde klar, dass es zu viele Teams für ein Feld gab. So wurde kurzerhand ein zweites Turnier organisiert. Die Unter-14-Jährigen spielten somit eine Ecke weiter, auf dem Bolzplatz in der Lynarstraße. Einziger Wermutstropfen an diesem Nachmittag war, dass sich trotz explizitem, wiederholten Aufruf, als „mixed Teams“ anzutreten, die meisten Mannschaften aus rein männlich sozialisierten Menschen zusammensetzten. Für kommende, ähnliche Veranstaltungen wird eine solche Situation von den veranstaltenden Gruppen kritisch reflektiert und diskutiert werden.
Gespielt wurden jeweils 7 Minuten. Es wurde drauf geachtet, dass die Spiele freundschaftlich, fair und respektvoll ablaufen. Auch ein kurzer Regenschauer hielt die meisten Spieler_innen nicht davon ab, das Turnier zu Ende zu spielen und so wurden gegen 19 Uhr den Gewinner_innen Preise überreicht.
Begleitet wurde das Turnier von Djs aus dem Beat Kollektiv, die zu einer
 entspannten Stimmung auf dem Sparrplatz beitrugen. Youssef, ein 
Künstler aus dem Umfeld des i, Slams, thematisierte Rassismus und 
Anti-Rassismus aus einer muslimischen Perspektive. 
Außerdem wurden in 
Redebeiträgen Probleme im Kiez wie steigende Mieten, neoliberale 
Stadtumstrukturierungen, rassistische Polizeikontrollen und Schikane auf
 dem Amt angesprochen. Die Teilnehmer_innen, Kiezbewohner_innen und 
Passant_innen wurden zudem über die letzten Aktionen des Bündnisses 
„Hände weg vom Wedding“ im Rahmen der „Reclaim your Kiez“-Reihe 
informiert:
- Am 07. August fand auf dem Leopoldtplatz die erste kostenlose Aufführung des Films „Mietrebellen“ im öffentlichen Raum statt. Der Veranstaltung war ein Streit des Bündnisse „Hände weg vom Wedding“ mit der örtlichen Kirchengemeinde vorausgegangen. Die evangelische Nazareth-Kirchengemeinde verweigerte dem Bündnis die Veranstaltung auf der Mitte des Leopoldtplatzes durchzuführen, welcher sich im Privatbesitz der Gemeinde befindet. Begründet wurde das Verbot der Nutzung dieser Fläche – die von den meisten Menschen als öffentlicher Raum wahrgenommenen wird – mit der Aussage, dass dort keine politischen Veranstaltungen stattfinden sollen. Dass diese Haltung der politischen Neutralität der Kirchengemeinde einen sehr selektiven Charakter aufweist, wird deutlich, durch die aktive Teilnahme der Gemeinde an der neoliberalen Aufwertung des Leopoldtplatzes. Die Privatisierung von öffentlichen Plätzen und die damit einhergehende Verdrängung von Menschen, aus sozial-chauvinistischen, rassistischen oder politischen Gründen, ist eben jene Problematik, die mit der Veranstaltungsreihe „Reclaim your Kiez“ angeprangert werden soll. Da sich das Weddinger Amtsgericht der Sichtweise der Kirchengemeinde anschloss und einem Antrag auf Einstweilige Verfügung gegen das Platzverbot nicht stattgab, wurde das Verbot einfach dadurch unterlaufen, dass zwar die Technik und Leinwand am öffentlichen Rand des Platzes aufgebaut wurden, aber ein Großteil der über 250 Besucher_innen der Veranstaltung auf der privatisierten Fläche Platz fanden. So konnte aktiv der Leoplodtplatz für eine Zeit zurückerobert werden und die Zuschauer_innen konnten das Programm mit den Hip-Hop-Acts Drop Dynamik und Yansen, dem Film „Mietrebellen“ selbst und einer anschließenden Diskussion mit den Filmemachern, „Zwangsräumung Verhindern“ und dem Bündnis „Hände weg vom Wedding“ aus einer zentralen Lage genießen und anschließend mit diskutieren.
- Am Samstag den 19.07 fand auf dem Nettelbeckplatz eine Kundgebung mit 
Rede- und Musikbeiträgen zu Zwangsräumungen, Mietsteigerungen und 
Rassismus statt. Als Live-Act trat “Lari und die Pausenmusik” auf und 
unterstützte die Kundgebung musikalisch. Die zahlreichen Nutzer_innen 
und Anwohner_innen des Platzes wurden über die neoliberale 
Umstrukturierung informiert. Am Rande der Veranstaltung kam es zu vielen
 Gesprächen, die ein großes Interesse und eine große Sensibilisierung 
gegenüber den Problemlagen der kapitalistischen Gesamtscheiße 
aufzeigten. Veranstaltungen wie diese, bei denen Menschen 
zusammenkommen, erkennen, dass die vermeintlichen individuellen Probleme
 wie Mietsteigerungen, Zwangsräumungen, rassistische Polizeikontrollen, 
Schikane auf dem Amt etc., strukturelle Ursachen haben und Solidarität 
in der Nachbarschaft ein Weg ist, diesen Problemen zu begegnen, sind 
wichtige Schritte um einer neoliberalen Stadtumstrukturierung einen 
erfolgreichen Protest von unten entgegenzusetzen.
- Am 15.07. wurde über die Zwangsräumung von Tina S. aus ihrer Wohnung 
in der Buttmannstr. 18 im Wedding informiert. Eine ausführliche 
Darstellung der Ereignisse ist hier zu finden. Die Pathologisierung durch 
die zuständige Gerichtsvollzieherin, dem sozialpsychologischen Dienst 
sowie die Bedrohung durch die Berliner Polizei stellen einen neuen, 
traurigen Höhepunkt dar, Mieter_innen und ihren kollektiven Widerstand 
zu brechen. Auch wenn die Zwangsräumung schließlich mit Polizeigewalt 
durchgesetzt werden konnte, wurde die Zwangsräumung zuvor mehrmals 
verhindert. Die Menschen in der Buttmannstraße haben sich aktiv dem 
Protest angeschlossen. Es konnten durch eine Spontandemonstration und 
weitere öffentlich Aktionen Menschen für das Thema Zwangsräumung 
sensibilisiert werden und es konnte aufgezeigt werden, dass der 
gewalttätigsten Form des kapitalistischen Wohnungsmarkts mit einem 
solidarischen und entschlossen Widerstand entgegengetreten werden kann.
Das kann nicht alles sein!
Die Aktionsreihe "Reclaim your Kiez" ist nur ein kleiner Teil der Proteste die sich gegen 
neoliberale Aufwertung und Rassismus in Berlin wehren. Kotti & Co, 
Zwangsräumung Verhindern, der Protest der Cuvry-Brache gegen die Räumung
 und viele mehr, zeigen, dass der Kampf gegen Verdrängung und einen 
wirklichen Wandel der Verhältnisse nur „von unten“, aus den Kiezen 
heraus geführt werden kann. Weder Parlamente noch Parteien können uns 
dabei helfen. Wir wollen mit allen was machen, die genau die gleichen 
Probleme haben wie wir. Egal ob sie Stress mit dem Jobcenter haben, 
soziale Ausgrenzung oder Rassismus erleben müssen oder sich gegen 
steigende Mieten oder Zwangsräumungen wehren wollen und müssen. Nur 
zusammen können wir eine Alternative zu dem ganzen Mist um uns herum 
erarbeiten. Wenn wir uns zusammenschließen, können wir mit einer 
vereinten und lauten Stimme unsere Wut heraus schreien.
Organisieren wir uns – in unseren Betrieben, unseren Häusern, unseren 
Stadtteilen!
Organisieren wir uns – um Rassismus und sozialer Ausgrenzung gemeinsam den Kampf anzusagen!
Veranstaltende Gruppen:
Hände weg vom Wedding Bündnis
Roter Stern Berlin
Musiker_innen/Künstler_innen:
Beat Kollektiv (Achtung: Facebook-Link)
Youssef (Achtung: Facebook-Link)
Mietrebellen Vorführung am 07.08:
Mietrebellen im Wedding! 
Evangelische Kirche kämpft gegen „Mietrebellen“ 
Wedding: „Soziale Säuberung“ am Leopoldplatz?
Umkämpftes Wohnen, umkämpfte Räume. Berlin Leopoldplatz 
Offener Brief der Filmemacher
Artikel im Neuen Deutschland
Artikel im MieterEcho
Artikel bei Telepolis
Kundgebung 19.07:
Wedding gegen Zwangsräumungen und Gentrifizierung
Zwangsräumung von Tina:
Zwangsräumung goes Wedding – Widerstand auch!
Wedding: Sponti nach Zwangsräumung 
Polizei stürmt Wohnung, um von Zwangsräumung bedrohte Frau in die 
Psychatrie einzuliefern
Aktivist_innen verhindern Zwangsräumung im Wedding 

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