Der französische Front National (FN) ist eine der extrem rechten Parteien in Europa, die seit der längsten Zeit bei Wahlen erfolgreich sind. 1984, als die seinerzeit von Jean-Marie Le Pen geführte Partei ihren „Durchbruch“ bei den damaligen Europaparlamentswahlen feierten, waren die meisten mehr oder weniger vergleichbaren Parteien in Westeuropa noch erfolglos; die FPÖ in Österreich hatte ihren scharfen Rechtsruck unter Jörg Haider noch vor sich, die italienische Lega Nord war noch nicht gegründet, geschweige denn die UKIP oder die AfD.
Der Front National sitzt seit jenem Jahr ohne Unterbrechung im Europäischen Parlament und schaffte es dort zwei Male – 1989 und 2007 –, eine eigene Fraktion zu gründen. Allerdings sind erneute Bemühungen um Fraktionsbildung unter der neuen Vorsitzenden, Marine Le Pen, nach der jüngsten Europaparlamentswahl 2014 vorläufig gescheitert. Dennoch wird die rechtsextreme Partei versuchen, auch das Parlament in Straßburg und Brüssel als Bühne für sich zu nutzen.
Zugleich regiert die französische extreme Rechte seit März diesen 
Jahres  insgesamt fünfzehn Städte und Gemeinden, in denen sie versucht, 
in Ansätzen  ihre Ideologie in konkrete Politik umzusetzen. Mehrere 
Entscheidungen, von  Platzbenennungen mit dem Namen eines 
antisemitischen Schriftstellers bis zu  mancherorts stattgefundenen 
drakonischen Streichungen bei Sozialausgaben, sorgten  für überregionale
 Polemiken. Aber in der öffentlichen Meinung hat die extreme  Rechte 
derzeit einen starken Stand, da sie es schafft, diffusen Sozialprotest  
für sich zu besetzen, und bisweilen auch Massenbewegungen (wie jene 
gegen die  Homosexuellenehe 2012/13) zusammen mit anderen Kräften zu 
initiieren. Zugleich  versucht der Front National bei manchen Themen ein
 prekäres Gleichgewicht in  seiner Positionierung zu halten, um nicht im
 einen oder anderen Teil der  Gesellschaft anzuecken, sei es bei der 
Frage der Abtreibung oder auch bei der –  vordergründig zur Zeit 
„neutralen“ – Haltung im israelisch-arabischen Konflikt. Darüber,  aber 
auch über die Aktivitäten von Gegenkräften möchten wir am 20. September 
im K-fetisch diskutieren. 
Referent: Bernhard Schmid (Journalist aus Paris)
Moderation: Dr. Gerd Wiegel
Diese Abendveranstaltung ist eine Kooperation des 
Antifaschistischen Infoblatts und der Hellen Panke e. V. - Rosa 
Luxemburg Stiftung Berlin.
Ort: k - fetisch, Wildenbruchstraße 86, Berlin-Neukölln
