Polizei eröffnet Außenstelle in der Eisenbahnstraße / Anlaufpunkt für Bürger nur am Tag Von Sabine Kreuz
 "Ich freue mich, ich freue mich wirklich", sagt Yasar Deveci. "Denn das
 ist hier eine gefährliche Straße." Der 40-jährige Kurde, der in der 
Eisenbahnstraße einen Laden für türkische Backwaren betreibt, spricht 
von Drogen, Lärm, der Belästigung junger Frauen. Neben seinem Geschäft 
hat die Polizei seit gestern eine Mini-Außenstelle vom Revier Zentrum. 
"Das ist gut", meint der Händler. Mitbekommen hat das im Viertel bislang
 kaum jemand. Noch weist kein Schild auf das Büro im Infocenter 
Eisenbahnstraße 49 (IC-E) hin. Den Stadtteilladen gibt es bereits seit 
2002. 
In dem Quartier berät das Amt für Stadterneuerung Hauseigentümer, Gewerbetreibende, Bewohner. Auch der Stammtisch der Händlergemeinschaft und verschiedene Vereine tagen dort.
 Für Polizeipräsident Bernd Merbitz ist klar: "Schon wenn wir hier sind,
 ist das Prävention." Drei Bürgerpolizisten halten künftig in dem Büro 
die Stellung: Holger Schmid (43), einer von ihnen, meint: "Hier sind wir
 direkt im Geschehen." Zur gestrigen Büro-Eröffnung fehlen jedoch seine 
beiden Mitstreiter. Sibylle Möser (50) und Christian Seiffert (42) sind 
im Urlaub und bei einem Lehrgang. 
Aufgrund einer aktuellen Bürgerumfrage weiß Ordnungsbürgermeister Heiko 
Rosenthal (Die Linke): "Tagsüber fühlt sich die übergroße Mehrheit der 
Leipziger sicher beziehungsweise sehr sicher, abends und nachts lässt 
dieses Gefühl aber stark nach." Doch nachts hat die neue 
Polizei-Außenstelle zu. Unter der Woche ist 10 bis 17 Uhr geöffnet. 
Gängige Praxis wird laut Bürgerpolizist Schmid sein: "Einer von uns ist 
im Büro, zwei sind draußen unterwegs." Als Bürgerpolizisten zum 
Anfassen. Für Rosenthal ist daher die Polizeiposten-Eröffnung eine 
"Botschaft an die Bürger". Die kommt im Seniorenbüro in der 
Eisenbahnstraße 66 auch an. "Senioren haben ein Bedürfnis nach 
Sicherheit. Wenn die Polizei Präsenz zeigt, gibt das Sicherheit", meint 
Mitarbeiterin Anja Büchting (36).
Merbitz will das Viertel nicht stigmatisieren, obwohl es zuletzt wegen 
etlicher Schießereien, wegen Banden-Kriegen in die Schlagzeilen geraten 
war. Mitte der 1970er-Jahre war er hier selbst auf Streife. "Im goldenen
 Osten war schon immer viel los - mir ist er ans Herz gewachsen." 
Neustadt-Neuschönefeld und Volkmarsdorf zählen laut Landeskriminalamt 
neben dem Zentrum, neben Lindenau, Altlindenau, Paunsdorf und Connewitz,
 wo die Polizei im Februar eine Außenstelle eröffnete, zu den 
Schwerpunkten. Gut ein Dutzend Mal wurde das Büro in der 
Wiedebach-Passage attackiert, seit Ende Mai gab es keinen Vorfall mehr.
