Selbstverständlich darf man gegen Israels Politik protestieren. Aber Hass und Gewalt sind inakzeptabel. Deutschland darf es nicht so weit kommen lassen, dass Juden deswegen das Land verlassen wollen.
Nein, es ist nicht möglich, überall in Deutschland am Freitagnachmittag mit einer Kippa zur Synagoge zu gehen. Das ist schon länger ein Problem, in Zeiten des israelischen Kampfes gegen den Terror der Hamas ist es ein schockierend großes Problem geworden. Ein israelisches Ehepaar musste am Wochenende in Berlin vor gewalttätigen Demonstranten von der Polizei geschützt werden.
Die dabei skandierten Vernichtungssehnsüchte der Pro-Palästinenser sollen hier nicht wiederholt werden. Sie sind dieser Tage auf derlei Demonstrationen gang und gäbe geworden. Bürger und Politiker, die Solidarität mit dem bedrohten Israel öffentlich bekunden, müssen damit rechnen, von muslimischen Jugendlichen angegriffen zu werden. Es ist eine Schande für Deutschland und so nicht hinzunehmen.
Im Konflikt wird etwas sicht- und greifbar, was Experten abseits der Verklärungsclique des Multikulturellen schon lange warnend betonen. Teile der muslimischen Community erkennen das Gewaltmonopol des Staates nicht an und akzeptieren die fundamentalen Spielregeln einer pluralistischen Gesellschaft nicht.
Ähnliche Probleme in Frankreich oder Schweden
Die Konsequenzen sind drastisch. Aufgebrachte Hamas-Freunde machen Jagd auf Menschen mit anderer Meinung, brüllen volksverhetzende Parolen und verdeutlichen, wie sehr die Israelkritik dieser Tage bis zur Halskrause im antisemitischen Ressentiment badet. Mitunter unterstützt von Neonazis und beschämenderweise von Aktivisten der Linkspartei. Dazu passt, dass ein Imam beim Freitagsgebet in Berlin zur Tötung der zionistischen Juden aufrief.
In Frankreich zeigt sich, was passiert, wenn dieser Entwicklung zu lange zugesehen wird. Dort waren die antisemitischen Ausschreitungen derart heftig, dass weitere Solidaritätsdemonstrationen mit Gaza untersagt wurden. Die Konsequenz des Judenhasses der muslimischen Migranten ist fatal: Immer mehr Juden verlassen Frankreich. Ähnliches passiert in liberalen Ländern wie den Niederlanden und Schweden.
So weit darf es in Deutschland nicht kommen. Das verbietet unsere Geschichte. Es ist dieselbe Geschichte, die verdeutlicht, dass die Verfasstheit unserer freien und offenen Gesellschaft durch niemanden infrage gestellt werden darf. Die Wehrhaftigkeit unserer Demokratie ist jetzt gefragt.
Antisemitische Sprechchöre sind ebenso wenig hinzunehmen wie körperliche Einschüchterung da, wo es zum reflektierten Dialog nicht reicht. Selbstverständlich kann man gegen die israelische Politik demonstrieren. Wenn dabei aber die feinen Grenzen unserer Zivilisationsstandards überschritten werden, muss eine liberale Gesellschaft den Feinden der Toleranz mit Härte und Konsequenz begegnen. Leider ist es jetzt so weit.