Polizei räumt Weg für 160 Rechtsextremisten frei / Etwa 500 Gegendemonstranten / Lazar und Kimmerle durch Reizgas getroffen
Von Jens Rometsch
 Brennende Barrikaden und mehrere Verletzte gab es gestern Nachmittag 
bei einer Demonstration in Lindenau, welche die NPD-Jugendorganisation 
JN unter dem Motto "Linken Straßenterror stoppen! Medien-Verharmlosung 
und Polizei-Untätigkeit beenden!" angemeldet hatte. Ab Mittag warteten 
zunächst 22 Rechtsextremisten sowie die Ex-Bürgerrechtlerin Angelika 
Kanitz auf dem Lindenauer Markt. Gegen 13.45 Uhr trafen dort verspätet 
zwei Busse mit NPD-Anhängern ein. Laut Versammlungsleiter und 
Parteivorstand Maik Scheffler kamen die Insassen aus "allen Teilen 
Sachsens und aus Thüringen".
 Ein Polizeigroßaufgebot hatte das Gebiet weiträumig - für Autofahrer 
bis zur Karl-Heine-Straße - abgesperrt. Als sich der NPD-Tross 
schließlich zur William-Zipperer-Straße in Bewegung setzte und Scheffler
 über Lautsprecher die Lindenauer warnte, ihr Stadtteil sei zu einer 
"Kloake des linken Terrors verkommen", folgten ihm 40 
Polizeieinsatzwagen. Die beiden Gegen-Kundgebungen zählten laut den 
Anmeldern 1000 Teilnehmer, laut Polizeisprecher Uwe Voigt "450, wobei 
250 als gewaltbereit einzuschätzen waren". 
Bei strömendem Regen räumten die Beamten Mülltonnen, Baustellen-Absperrungen und Glascontainer beiseite, die Protestierer nach einer kurzfristigen Änderung der Wegstrecke als Barrikaden auf die Straßen gekippt hatten. Teils zündeten sie Tonnen an. Die Polizei nahm zwei 18-Jährige wegen Verdachts auf Brandstiftung fest. An der Uhlandstraße wurde eine Sitzblockade aufgelöst. Dort musste der NPD-Zug nach einer Kundgebung zum Markt zurückkehren. Ursprünglich sollte die Demonstrationsstrecke etwa doppelt so lang sein.
Nach Veranstaltungsende um 15.55 Uhr meldete die Polizei 13 Verhaftungen
 sowie fünf leicht verletzte Beamte. Leipzigs Grünen-Chef Jürgen Kasek 
kritisierte die Sachbeschädigungen und Barrikaden: "Mit den Nazis müssen
 wir friedlich fertig werden". Jedoch lobte er die vielen Transparente 
oder ironischen Musikeinspielungen, mit denen Lindenauer an ihren 
Wohnungsfenstern den NPD-Leuten eine Abfuhr erteilt hätten.
Frank Kimmerle, Anmelder einer der Gegen-Demos, und die 
Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar wurden von einem Polizisten 
mit Reizgas verletzt. Sie prüfen nun juristische Schritte.


