Vergangene Woche thematisierte das Conne Island öffentlich, dass einzelne Mitarbeiter von Februar 1999 bis Oktober 2000 vom sächsischen Landesamt für Verfassungsschutz überwacht worden seien. Auf Nachfrage der L-IZ äußerte sich der Geheimdienst selbst überraschend zu dem Vorgang."Das Conne Island in Leipzig war seiner Zeit mitbetroffen, weil die dort vorhandene Infrastruktur durch konkrete Personen genutzt wurde", erklärt LfV-Sprecherin Christina Iskander.
Maßnahmen nach dem sächsischen G-10-Gesetz dürfen sich nämlich nur gegen
 Einzelpersonen, nicht aber gegen Versammlungsstätten oder Institutionen
 richten. Die Überwachungsmaßnahmen, die zwischen 1996 und 2001 
stattfanden, richteten sich gegen das "Bündnis gegen Rechts" (BgR) und 
die "Rote Antifaschistische Aktion Leipzig" (RAAL). Beide Organisationen
 haben mindestens zwei Dinge gemein. Erstens: Sie sind nicht mehr aktiv.
 Zweitens: Der Inlandsgeheimdienst stuft sie als "linksextrem" ein.
"Öffentlich trat das BgR erstmals als Organisator der Demonstration 'Das
 Ende der faschistischen Zentren, wie wir sie kennen' am 16. November 
1996 in Wurzen auf", berichtet Iskander. Mit der Entwicklung einer 
Strategie zum dezentralen Angriff auf den politischen Gegner, bei deren 
erstmaliger Anwendung am 1. Mai 1998 es zu schweren Auseinandersetzungen
 zwischen Autonomen und der Polizei bzw. dem politischen Gegner kam, 
habe die Gruppe, so die Geheimdienstlerin, Anerkennung innerhalb der 
bundesweiten autonomen Szene erlangt.
"Die linksextremistische 'Rote Antifaschistische Aktion Leipzig' (RAAL) 
gründete sich Anfang des Jahres 1999, die Auflösung erfolgte im Jahr 
2001", führt die Pressesprecherin aus. "Innerhalb der sächsischen 
autonomen Szene etablierte sich die RAAL vor allem durch den Aufbau von 
Jugendantifagruppen und Vernetzungsstrukturen."
Nach Angaben des Verfassungsschutzes ist das Conne Island heute "die 
zentrale Anlaufstelle" für Leipziger Autonome. "Zu den Nutzern gehört 
unter anderem die linksextremistische 'Antifa Klein-Paris'", so 
Iskander. Die Gruppe beteiligt sich derzeit an antirassistischen 
Aktionswochen.
Dem Nachrichtendienst ist auch nicht entgangen, dass im „CEE IEH“, dem 
Newsflyer des Conne Island, neben kulturellen Beiträgen auch Artikel zu 
in der linksextremistischen Szene diskutierten Themen veröffentlicht 
würden. "Linksextremistische Gruppierungen nutzten das 'CEE IEH' zur 
Veröffentlichung eigener Beiträge bzw. Stellungnahmen oder zu 
Werbungszwecken", teilt Behördensprecherin Iskander mit. "Im Jahr 2011 
traf dies auf den 'Antifaschistischen Frauenblock Leipzig' (AFBL) und 
die 'Phase 2' (Szene-Zeitschrift/Anm. Redaktion) sowie im Jahr 2012 auf 
die 'Leipziger Antifa' (LeA) zu."
Dass sich der sächsische Verfassungsschutz zu einer konkreten 
Überwachungsmaßnahme äußert, ist ein Novum. Bislang lautete die 
pauschale Antwort gegenüber Journalisten in aller Regel, man äußere sich
 prinzipiell nicht zum Einsatz nachrichtendienstlicher Mittel. Warum die
 betroffenen Mitarbeiter des Conne Islands erst 14 Jahre nach Beendigung
 der Maßnahmen informiert worden sind, dass ihre Telefone abgehört und 
Briefe mitgelesen wurden, lässt die LfV-Sprecherin allerdings im 
Dunkeln.
