Die Alternative für Deutschland ist nicht einfach gleichzusetzen mit einer neonazistischen Partei, wie der NPD, in der völkisches, offen rassistisches Gedankengut genau so an der Tagesordnung ist, wie die Verherrlichung des Nationalsozialismus. Die AfD ist eher als marktradikal und rechtspopulistisch einzuordnen. In vielen Politikfeldern versucht die Partei, sich als konservativ darzustellen. Die Grenzen zwischen rechts im Sinne einer Partei wie der NPD und konservativ sind fließend. Wann ist eine Partei rechts und ab wann gilt eine Partei als konservativ? Wo sich die AfD derzeit befindet, wissen wahrscheinlich selbst nicht mal ihre Mitglieder so genau. Würde man sie danach fragen, wüssten sie das ganz sicher, alles, nur nicht rechts. Dass einige Menschen rechte Positionen vertreten, sich selbst aber niemals als rechts einstufen würde, kennt man nicht zuletzt von SPD-Mitglied Thilo Sarrazzin. In der Alternative für Deutschland in Schleswig-Holstein bringt nun eine Frau mit eindeutig rechtem Hintergrund ihre Politik in die Partei ein. Dass diese Politik auf Zustimmung stößt, zeigt, welches Meinungsbild die AfD vertritt.
Die AfD ist eine Partei, die aus der Mitte der Gesellschaft entspringt. 
Umso interessanter ist es, ihre politischen Forderungen abseits der  
europapolitischen näher zu betrachten.
	Der Landesverband der AfD in Schleswig-Holstein hat für mehrere 
Politikbereiche entsprechende Landesfachausschüsse zusammengestellt.
Der Bereich für Familie führte Ende März 2014 eine Mitgliederbefragung 
zu mehreren familienpolitischen Themen durch. Die Ergebnisse der 
Befragung wurden in einer Pressemitteilung auf der Seite des 
Landesverbandes veröffentlicht.
	So wurde die traditionelle Familie aus Ehemann, Ehefrau und Kind zum positiven Leitbild erhoben.
	Die AfD Schleswig-Holstein schreibt auf ihrer Seite: „93 Prozent der 
Mitglieder fordern, dass der Staat die Ehe zwischen Mann und Frau und 
die Familie mit Kindern als bewährte und immer noch bei weitem 
bedeutsamste Form des Zusammenlebens ideell und finanziell besonders 
schützen müsse.“
	Wie die traditionelle Familie in den Augen der AfD auszusehen hat, kann man einem weiteren Punk in der Befragung entnehmen:
	„95 Prozent der Mitglieder verwarfen die Leitprinzipien des „Gender 
Mainstreaming“, besonders die Unterscheidung zwischen biologischem und 
sozialem Geschlecht und deren angeblicher völliger Unabhängigkeit. Beide
 Geschlechter seien für die AfD-Mitglieder vielmehr gleich viel wert, 
aber nicht gleich, sondern ergänzten sich. Frauen und Männer und Mädchen
 und Jungen sollten daher in ihrer Identität und dem respektvollen 
Umgang miteinander gestärkt werden.“
	Die AfD verwirft die Leitprinzipien des Gender Mainstreaming und sieht 
keinen Unterschied zwischen biologischem und sozialem Geschlecht, zu dem
 weiß sie anscheinend ganz genau, wie die Identität von Männer und 
Frauen auszusehen hat.
	Die Unterscheidung zwischen dem  biologischem Geschlecht (sex) und dem 
sozialem Geschlecht (gender) aus der Geschlechterforschung, soll 
verdeutlichen, dass Individuen zwar mit unterschiedlichen 
Geschlechtsmerkmalen geboren werden, doch erst die Gesellschaft für die 
sozialen Unterschiede bzw. gesellschaftliche Ungleichheit verantwortlich
 ist.
	So werden Männer heute noch in die Rolle des Ernährers gezwängt. Es 
gilt immer noch die Vorstellung vom starken Mann, der selten Gefühle 
zeigt.
	Die Frau sieht man ebenso mehr im Haushalt, oder in sozialen Berufen. 
Die Definition von Weiblichkeit steht immer noch in Verbindung mit 
„emotional, lieb, hübsch und schwach“
	Die Ausarbeitung der AfD Mitgliederbefragung geht u.a. auf das Konto von Briga Friederike Krikau.
	Briga Krikau, geborene Bohlinger, ist die Tochter des verstorbenen 
antisemitischen Verlegers Roland Bohlinger aus Bondelum (Nordfriesland).
 Während ihrer Studienzeit in Kiel war Briga Bohlinger Mitglied der 
nationalistischen Hochschulgilde Theodor Storm. Diese studentische 
Verbindung fungierte damals  als Bindeglied zwischen Neo-Nazis und RCDS 
(Ring Christlich-Demokratischer Studenten) an der Kieler Uni, mehrere 
GildenschaftlerInnen waren damals auch  im RCDS aktiv. Die 
Hochschulgilde ist Teil der Deutschen Gildenschaft (DG) , einer elitären
 Kleinstgemeinschaft, die eine Reihe von Redakteuren der rechtsextremen 
Zeitung „Junge Freiheit“ stellte. Im Januar 1988 lud die Hochschulgilde 
den bekannten Ökonazi Baldur Springmann an die Christian-Albrechts 
Universität, der persönlich von Briga Bohlinger abgeholt wurde, um über 
das Thema „Ökologie und Religiosität“ zu referieren. Den „Saalschutz“ 
übernahmen damals die Straßen-Nazis von der Fissauer Kameradschaft, 
einer Gruppe aus der Nachfolge der verbotenen „Nationalistischen Front“,
 die sich im Internet selbst als zeitgemäße SS bezeichnete.
	Dass ihre nationalistische Einstellung nicht mehr nur Teil ihrer 
studentischen Vergangenheit ist, bewies Briga Krikau in einem Statement 
auf dem Gründungsempfang der Alternative für Deutschland 
Schleswig-Holstein in Kiel im Juni 2013.
	Sie gibt an „… ich habe selber drei Kinder und Kinder sind unsere 
Zukunft und ich finde es sehr traurig, dass Fremde unsere fehlenden 
Kinder ersetzen sollen. Wir sind stark genug, als Volk selber unsere 
Kinder in die Welt zu setzen, und sollten es auch tun, denn das ist 
unsere Zukunft.“
	Wen Briga Krikau mit „Wir“ meint und was sie unter „Volk“  versteht, 
lässt sich anhand ihrer Vergangenheit schlussfolgern. Interessant ist, 
dass Briga Krikau diese Aussage auf einer Veranstaltung der AfD offen 
zum Besten gibt, in Anwesenheit anderer. Dass sich an dieser Aussage 
niemand stört, zeigt dass man innerhalb der AfD diesbezüglich  auf 
Konsens stößt.
	Mit dem Wort “Fremde„ wird eine völlige Andersartigkeit von Menschen 
anderer Kulturen angenommen. Kulturen werden fälschlicherweise oft als 
natürlich angesehen. Der Erhalt einer Kultur erfolgt unter der Erziehung
 des Menschen nach diesen Werten und wird somit auch modelliert. 
Gleiches gilt dafür, was typisch deutsch ist. Normen und Werte 
unterliegen einem ständigen Wandel, vor allem in modernen Gesellschaften
 im digitalen Zeitalter.
	Die Grundschullehrerin Krikau trat nach dieser Aussage dennoch zur Bundestagswahl 2013 auf Listenplatz 19 an.
	Der Erhalt der traditionellen Familie, mit entsprechender 
Rollenverteilung, ist auch eine Forderung der extremen Rechten. Ebenso 
schürt die AfD  die Angst vor Einwanderung und den Missbrauch der 
Sozialsysteme durch Flüchtlinge.
	Es stellt sich wieder die Frage, wann ist eine Partei rechts und ab 
wann gilt eine Partei als konservativ? Die Übergänge sind nach wie vor 
fließend.
enoughisenough.eu
facebook.com/enoughisenough.eu

