Auch in diesem Jahr gibt es bundesweit zahlreiche linke Demonstrationen zum 1. Mai – und ebenso Naziaufmärsche. Derzeit sind sechs geplante Naziaufmärsche in Plauen, Dortmund, Rostock, Berlin, Duisburg und Kaiserslautern bekannt.
In Plauen gegen Nazis!
Was geht in Sachsen?
Ein zentraler Naziaufmarsch im Osten Deutschlands findet dieses Jahr in Plauen statt. Hier will das “Freie Netz Süd” unter dem Motto “Arbeitsplätze zuerst für Deutsche” aufmarschieren. Das “Freie Netz Süd” organisiert seit mehreren Jahren solche Aufmärsche in Bayern, die dank der Polizei meist auch reibungslos durchlaufen können. Für Plauen muss nun mit mehreren hundert Nazis gerechnet werden, denn Konkurrenzveranstaltungen im Einzugsbereich Sachsen, Thüringen oder Sachsen-Anhalt gibt es nicht.
AntifaschistInnen aus Plauen bereiten Gegenaktivitäten vor und mobilisieren zu einer eigenen Demonstration um 10 Uhr in Plauen. Von Leipzig aus wird es mindestens einen Bus geben. Karten gibt es im el libro, Lazy Dog und der Vleischerei. Es ist ratsam, die Karten rechtzeitig zu kaufen.
Zu den Nazistrukturen hinter dem Aufmarsch in Plauen schreiben die dortigen GenossInnen in ihrem Aufruf zu Gegenaktivitäten:
- “Das „Freie Netz Süd“ ist ein militanter rechter
Kameradschafts-Dachverband aus Süddeutschland und streckt seit einiger
Zeit seine aktionistischen Fühler auch über bayerisches Terrain hinaus
aus. Seit Jahren veranstalten die süddeutschen Nazis am 1. Mai eine
Großdemo – die Teilnehmer*innenzahlen sind jedoch im konstanten Sinkflug
begriffen, von etwa 1.000 in Schweinfurt (2010) zu 350 in Würzburg.
Dennoch ist die neonazistische 1.-Mai-Demo des FNS nach wie vor einer
der wichtigeren Kalendertermine der organisierten Kameradschaftsszene.
Auch die regionalen Nazis sind mittlerweile eng mit dem FNS verknüpft – die Kameradschaft RNJ (Revolutionäre Nationale Jugend Vogtland), welche von 2011-2013 einen sogenannten „Trauermarsch“ in Plauen mit bis zu 180 Teilnehmer*innen veranstaltete, hat sich faktisch in Luft aufgelöst. Die verbliebenen Aktivist*innen sind jedoch ins FNS gewechselt. Und so hat es 2013 in Plauen zwei Nazikundgebungen, die vom FNS mit organisiert waren, gegeben.”
In Leipzig gegen Kapitalismus!
Antikapitalistische Demonstration in Leipzig
Für alle, die am 1. Mai Leipzig nicht verlassen wollen oder nach der Rückkehr aus Plauen noch motiviert sind, gibt es am Abend eine antikapitalistische Demonstration. Beginn ist 20 Uhr auf dem Augustusplatz. Unter dem Motto “Befreite Gesellschaft statt Kapitalismus! Auf zur sozialen Revolution!” soll es von der Innenstadt in den Leipziger Süden gehen. Damit findet nach dreijähriger Pause wieder eine linksradikale Demonstration zum 1. Mai in Leipzig statt.
1. Mai in Leipzig – ein Rückblick
Jahrelang fanden in Leipzig Naziaufmärsche von Christian Worch statt. Feste Termine waren unter anderem der 1. Mai und der 3. Oktober. Den letzten Versuch Worchs, hier den 1. Mai zu okkupieren, gab es 2006. Der mit Steffen Hupka geplante Doppelaufmarsch scheiterte an mehr als 5000 GegendemonstantInnen. Zum 1. Mai 2007 verzichtete Worch auf seinen Marsch in Leipzig zugunsten eines Aufmarschs in Erfurt, der aber ebenfalls ein Reinfall wurde.
Dagegen ist anlässlich des Kampftages der Arbeiterklasse die radikale Linke in Leipzig am Ball geblieben:
- 2008 organisierte die Antinationale Gruppe Leipzig (AGL) eine arbeitskritische Aktion gegen die traditionelle Gewerkschaftsdemo in Leipzig mit einer originellen Cocktail- und Liegestuhlblockade. Das Motto der Aktion: „Alle reden über Arbeit – wir tun was dagegen!“ Eine Aktion, die nicht nur am Tag selbst hohe Wellen schlug.
- 2009 rief das “1. Mai Bündnis” zu einer dreiteiligen Sterndemonstration auf, die sich verschiedenen Themen widmete: Rassismus & Diskriminierung, staatliche Repression und linke Freiräume. Zur schließlich vereinigten Haupt-Demo am Südplatz kamen 700 Menschen. Vor der Dimitroffwache gab es Rangeleien mit der eingesetzten Polizei, was zur Änderung der Route führte.
- 2010 wurde vom gleichen Bündnis zu einer weiteren Sterndemonstration unter dem Motto “…und Leben?” eingeladen, an der sich 500 Menschen beteiligten.
- 2011 wurde unter dem Kampagnen-Motto “The Future is Unwritten – Für eine Perspektive jenseits von Arbeitswahn und Staatsfetisch” zu einer Demonstration am 30. April und weiteren thematischen Veranstaltungen eingeladen. Zur Demo selbst kamen erneut etwa 500 Menschen. Einen Videomitschnitt gibt es in diesem Jahresrückblick.
Am 1.Mai 2011 versuchten übrigens Leipziger Nazis, die Gewerkschafts-Kundgebung auf dem Augustusplatz zu stören, wurde dabei aber in die Flucht geschlagen oder, in ihrer eigenen Geschichtsschreibung, “ins Wasser getrieben”.
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Dienstag, 22. April, 19.30, Stö (Connewitz): Informationsveranstaltung zum Naziaufmarsch in Plauen