Leipzig. „Seid frei, seid mutig, seid offen" – mit diesem Slogan haben Dutzende Leipziger vor der Ratsversammlung auf die „Bürgerinitiative Gohlis sagt Nein“ reagiert. Rufe wie „Nazis raus“ und „Nationalismus raus aus den Köpfen" zeugten darüber hinaus vom Unmut über die Abordnung, zu der am Mittwoch auch der NPD-Landesvorsitzende Maik Scheffler gehörte.
Die Gohliser Bürgerinitiative war vor der Stadtratssitzung erschienen, um 10.000 Unterschriften gegen den Bau der Ahmadiyya-Moschee an Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) zu übergeben. Das misslang, denn Jung war unbemerkt in den Ratssaal gelangt. Auch als später einer der Moschee-Gegner in die Versammlung der Stadträte lief, um die Liste direkt am Pult des OBM abzulegen, scheiterte das Ansinnen. Der Oberbürgermeister verwies den ungebetenen Gast des Saales.
"Ich nehme von Nazis persönlich keine Petition entgegen", sagte 
Oberbürgermeister Burkhard Jung am Rande der Stadtratssitzung. Das sei 
sein gutes Recht. Die Liste könnte in der Geschäftsstelle des 
Petitionsausschusses abgegeben werden. "Mir tun die Menschen leid, die 
diesen Rattenfängern auf den Leim gegangen sind und unterschrieben 
haben", so Jung weiter.
Zuvor hatte sich die Abordnung der 
Moschee-Gegner mit einem Plakat auch eindeutig als Teil der NPD zu 
erkennen gegeben und beendete damit monatelange Spekulationen über deren
 Hintergrund. Mit der NPD nichts zu tun haben will ausdrücklich Katrin 
Viola Hartung, die nach eigenen Angaben Ideengeberin für die 
Bürgerinitiative und die Petition gegen den Moscheebau war: „Ich 
distanziere mich von der Instrumentalisierung der BI durch die NPD", 
sagte die CDU-Stadtratskandidatin gegenüber LVZ-Online. Ihr sei an einer
 sachlichen Diskussion zwischen den Gohlisern und der Stadt gelegen.
Ratsversammlung beginnt mit Zwischenrufen – Jung empfängt Petition für Moschee-Bau
Nach den Protesten im Vorfeld begann auch die Ratsversammlung am 
Mittwochnachmittag holprig. Mehrfach musste OBM Jung Gäste auf der 
Besucher-Tribüne zur Ordnung rufen. Auch nach knapp einer halben Stunde 
tönten von dort noch vereinzelt "Nationalismus raus aus den Köpfen"-Rufe
 in den Saal.
Seit Oktober 2013 machen die Gegner der geplanten Ahmadiyya-Moschee in 
Leipzig-Gohlis vor allem in Internet mobil. Über eine Facebook-Seite 
verbreitet die „Bürgerinitiative Gohlis sagt Nein“ rechtspopulistische 
Thesen und sammelte damit deutschlandweit Stimmen für die 
Online-Petition. Obgleich die Herkunft der Initiatoren lange ungewiss 
blieb, konnte über Parallelen zur NPD zumindest schon spekuliert werden.
 Ebenso wie die Bürgerinitiative mobilisierten die Rechtsradikalen für Protestmärsche gegen den Bau und riefen zur 
Unterschrift unter der Petition auf. In der vergangenen Woche 
gratulierte die NPD den Initiatoren per Pressemitteilung zum 
Petitionserfolg. 
Neben der Petition gegen den Bau der Moschee 
gibt es auch eine, die sich explizit für ein solches Gebäude in Gohlis 
stark macht. Bereits im Februar hatte Martin Meißner von der Initiative 
„Leipzig sagt Ja“ insgesamt 6000 Stimmen, die sich eine Moschee an der 
Ecke Georg-Schumann-Straße/Bleichertstraße wünschen, an Burkhard Jung 
übergeben. Der OBM reagierte freudig: „Ich sage von ganzen Herzen: 
Danke“. Es sei großartig, dass sich in diesem schwierigen Streit neben 
Politikern und Verbänden auch Privatpersonen engagieren.
