Am 22. Mai 2013 fanden bundesweit 21 Hausdurchsuchungen im Zuge der Ermittlungen wegen Mitgliedschaft in und Bildung einer kriminellen Vereinigung (§ 129) statt. Durchsucht wurden neben privaten Wohnräumen auch Arbeitsstellen und Vereinsräumlichkeiten in Stuttgart, Berlin und Magdeburg. Konkret sollen 9 Beschuldigte der „Revolutionären Linken“ bzw. den „Revolutionären Aktions- zellen“ angehören, diese unterstützt und/oder bei der Herausgabe der Zeitschrift „radikal“ mitgewirkt haben.
Die „Revolutionären Aktionszellen“ zeigten sich in den vergangenen 
Jahren für einige feurige Attacken in Berlin, sowie für die Verschickung
 von Patronen an Vertreter der herrschenden Klasse verantwortlich. Im 
Zuge der Durchsuchungen wurde einer der Betroffenen, Oliver Rast, der 
sich im Zusammenhang mit einer früheren Verurteilung im Offenen Vollzug 
befand, in die JVA Berlin Tegel und somit in den geschlossenen Vollzug 
verlegt.
(Schreibt ihm: Oliver Rast, Seidelstr. 39, 13507 Berlin)
Etwa
 300 PolizeibeamtInnen durchsuchten bundesweit Räume, beschlagnahmten 
Computer, Speichermedien, Mobiltelefone, Broschüren etc. und führten bei
 einem Teil der Beschuldigten Erkennungsdienstliche Behandlungen durch. 
Grundlage dieser Durchsuchungen sind äußerst dürftige 
nachrichtendienstliche Erkenntnisse von Verfassungsschutzämtern und 
Polizeibehörden. Diese Ermittlungen stehen im krassen Gegensatz zu dem 
Vorgehen gegen den Nationalsozialistischen Untergrund NSU, der über 
Jahrzehnte hinweg ungestört morden konnte, obwohl Polizei und 
Geheimdiensten durch Spitzel eine Flut von Erkenntnissen vorlag und 
deren Infrastruktur größtenteils von diesen mit aufgebaut wurde. Dieser 
aktuelle Kriminalisierungsversuch macht wieder einmal aufs neue den 
Verfolgungswillen gegen links deutlich und soll offensichtlich dazu 
dienen, linke Aktivistinnen und Aktivisten einzuschüchtern.
Im Juni 
wurde bekannt, dass die BAW im Rahmen dieses Ermittlungsverfahrens einen
 Antrag gegen alle männlichen Beschuldigten, von denen die DNA noch 
nicht erfasst wurde, stellte, diese entnehmen zu dürfen. Die 
Betroffenen, die sich in Freiheit befinden, erklärten, dass sie die DNA 
nicht freiwillig abgeben werden. Gegen 3 dieser Männer kam es 
inzwischen  zu einer zwanghaften Abnahme.
Erst kurz vor Weihnachten 
wurden zahlreiche Briefe geschickt, in denen die Adressaten darüber 
benachrichtigt wurden, dass Telefonate, Briefe, E-Mails oder auch die 
Personen selbst im Rahmen der Überwachung in dem Verfahren mitgehört und
 gespeichert worden sind. Diese Briefe zeigen einmal mehr den Umfang der
 Überwachungs- und Repressionsmaßnahmen, die in dem Fall aufgefahren 
worden sind und werden. Letztlich beweisen die Briefe nur das, was 
eigentlich ein offenes Geheimnis ist: Überwachung ist alltäglich gegen 
linke AktivistInnen.
Die Akten, die mittlerweile 13 DVDs füllen, 
offenbaren umfangreichste technische, aber auch persönliche 
Überwachungen von Personen, Telefonen, Internetanschlüssen und Eingängen
 von Wohnungen, die belegen sollen, dass die Beschuldigten Teil der 
vermeintlich “kriminellen Vereinigung” sein sollen.
Die 
Durchsuchungen reihen sich in zahlreiche Kriminalisierungsversuche der 
vergangenen Jahre ein. Insbesondere die sogenannten 
„Schnüffelparagraphen“ 129 kommen hierbei verstärkt zum Einsatz. So zum 
Beispiel gegen 20 AntifaschistInnen in Dresden und Region, sowie 
verstärkt gegen diverse migrantische Organisationen, von denen sich über
 10 AktivistInnen sich im Knast befinden..
Mit den Ermittlungen 
sollen revolutionäre Organisierungsansätze bereits im Keim erstickt, 
AktivistInnen eingeschüchtert und abgeschreckt werden, aber es geht auch
 um die Durchleuchtung von Strukturen. Klar wird dies beim Umfang der 
Überwachung.
Die Bedeutung der Parole “Getroffen hat es einige, gemeint sind wir alle!” wird dadurch nochmals unterstrichen. Umso notwendiger und wichtiger ist es, gemeinsam der Repression unsere Solidarität entgegenzustellen.
Veranstaltung zum § 129-Verfahren 
am Freitag, den 14.März, 
um 19 Uhr im Internationalen Zentrum B5,
Brigittenstraße 5, im Rahmen des SOL*Cafe, (Sozialistische Linke).
Anwesend wird einer der 9 Betroffenen des § 129-Verfahrens sein.
Wir werden auch über die bundesweiten Aktionstag gegen Repression informieren, der am 22. März in Berlin stattfindet.
Netzwerk Freiheit für alle politischen Gefangenen, Hamburg

