Linke Szene macht bei Kundgebung gegen Präsenz der Ordnungshüter in Connewitz mobil
Mit einer sogenannten Satire-Aktion haben gestern Abend Teile der 
linksalternativen Szene in Connewitz gegen die neue Polizeiaußenstelle 
in der Wiedebachpassage protestiert. Angemeldet war eine Kundgebung 
unter dem  Motto "Connewitz steht auf - gegen Minderheiten-Politik im 
Rathaus". Dazu aufgerufen hatte eine Initiative "No police district 
(NPD)".  
 
 Die für Connewitzer Verhältnisse bemerkenswerte Buchstabenfolge ist 
kein Ausrutscher. Denn auch der Tonfall der Verlautbarungen, so 
verstanden es gestern zumindest einige, soll an die jüngsten Proteste 
der von der rechtsextremen NPD unterstützten Bürgerinitiativen gegen 
Asylbewerberunterkünfte erinnern. Mit angeheftetem Satire-Etikett führen
 die Protestler nicht gerade die ganz feine Klinge, wenn es um den neuen
 Polizeiposten geht. 
"Am Tag der Eröffnung fiel eine ganze Meute von gewaltbereiten Banden in
 Connewitz ein. Angeführt vom Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung 
und seiner militanten rechten Hand Bernd Merbitz",  heißt es in einem 
Aufruf. "Jeder, der sich nähert, wird als potenzieller Aggressor 
betrachtet und muss eine Tracht Prügel erwarten. Wie lang wird es 
dauern, bis unsere Kinder erneut von den uniformierten Schlägerbanden in
 ihren Schutzfahrzeugen angegriffen werden?" In der offiziellen 
Pressemitteilung wird ein Initiativen-Sprecher mit den Worten zitiert: 
"Es ist nicht hinzunehmen, dass Kinder von herumlungernden und 
gelangweilten Polizisten Tag und Nacht eingeschüchtert werden". 
Polizeipräsident Bernd Merbitz, der gestern Abend vor Ort war und bei 
der Eröffnung am 6. Februar gemeinsam mit Jung um Verständnis warb, der 
neue Polizeiposten sei keine Provokation für die Szene, findet die 
fragwürdige Satire nicht lustig. "Es kann nicht sein, dass die Polizei 
als Bande bezeichnet wird", sagte er. "Wir wollen in Connewitz zur 
Normalität zurückkehren." 
Die Stadtverwaltung hatte versammlungsrechtlich keine Bedenken, als am 
Dienstag von Stadträtin Juliane Nagel (Linke) die Anmeldung für die 
Kundgebung an der Auerbachstraße einging. Ordnungsamtsleiter Helmut 
Loris gegenüber der LVZ: "Maßgeblich ist hierbei, ob beweisbar zu Gewalt
 oder Straftaten aufgerufen wird beziehungsweise der Veranstalter 
erkennen lässt, dass er Ausschreitungen oder Straftaten tolerieren wird.
 Dort findet auch die Meinungsfreiheit und Satire ihre Grenzen." 
Der Aufmarsch von etwa 200 Protestlern mit Losungen wie "Ja zum Bier, 
nein zum Revier" und allerhand mehr oder weniger lustigen Transparenten 
blieb friedlich. Zwischenzeitlich war die Stimmung allerdings 
aggressiver, rückten Demonstranten immer weiter vor. Einige Beamten 
setzten Helme auf, ließen sich aber nicht provozieren. Auch eine 
Spontandemo an der Bornaischen Straße verlief ohne ernsthafte 
Zwischenfälle. 
Die von der linken Szene so heftig kritisierte Polizei-Außenstelle ist 
mit vier Bürgerpolizisten und zwei Kriminalisten    besetzt.   Frank Döring 
