War der türkische Geheimdienst in die Ermordung dreier PKK-Aktivistinnen verstrickt? Nach SPIEGEL-Informationen haben deutsche Behörden Hinweise dafür. Sollte sich der Verdacht bestätigen, hätte dies enorme politische Sprengkraft.
Hamburg - Der Mord an drei Aktivistinnen der kurdischen Arbeiterpartei PKK besorgt die deutschen Sicherheitsbehörden. Nach SPIEGEL-Informationen haben sie Dokumente und Tonaufzeichnungen analysiert, die den türkischen Geheimdienst MIT mit dem Mord an den drei Frauen 2013 in Paris in Verbindung bringen. (Lesen Sie hier den kompletten Artikel in der aktuellen Digital-Ausgabe des SPIEGEL).
Besonders ein im Januar im Internet aufgetauchtes Dokument, in dem die "Ausschaltung" einer der drei Aktivistinnen thematisiert wird, alarmiert die Behörden. Es trägt ein authentisch erscheinendes Wasserzeichen des türkischen Geheimdienstes, zudem enthält seine Zeichnungsleiste Namen von Personen, die im MIT mit dem Thema PKK befasst sind.
"Sollte es eine Fälschung sein, ist es eine täuschend echte", sagt ein hochrangiger Beamter. "Auch dafür bräuchte es erhebliches Insiderwissen."
Sollte sich am Ende der Ermittlungen in Frankreich bestätigen, dass der türkische Geheimdienst MIT einen Mordanschlag in der EU ausführen ließ, hätte dies enorme politische Sprengkraft. Das Verhältnis der EU zur Türkei würde erheblich belastet, auch der türkische Premier Recep Tayyip Erdogan käme zusätzlich unter Druck. Zudem würde die Eskalationsgefahr unter in der EU lebenden Kurden größer.
In Sicherheitskreisen hieß es, der deutsche Verfassungsschutz habe wegen des Verdachts, der MIT könnte mit der Ermordung der drei PKK-Aktivistinnen zu tun haben, bereits seine Zusammenarbeit mit dem türkischen Geheimdienst eingeschränkt. Bei der Weitergabe personenbezogener Daten an den MIT würde "besondere Vorsicht" angewendet.