Attacken auf Burschenschaftshäuser

Deutliche Spuren hat ein Angriff in der Nacht zu gestern am Haus der Burschenschaft Normannia-Leipzig zu Marburg in der Straße Barfüßertor hinterlassen.
Erstveröffentlicht: 
27.01.2014

Nach Diskussionsveranstaltung

 

Fliegende Steine und Farbbeutel: Am Wochenende attackierten Unbekannte nicht nur Gebäude. Eine Person wurde verletzt.

 

Marburg. In den Nächten zum Samstag, Sonntag und Montag kam es vor drei Verbindungshäusern in der Lutherstraße und Barfüßertor zu Sachbeschädigungen, Hausfriedensbruch und in einem Fall zu einer Körperverletzung. Möglicherweise waren diese Attacken eine Reaktion auf eine Diskussionsveranstaltung am Samstag.

 

Die Täter bleiben unerkannt

In der Nacht zum Samstag zerplatzten mehrere mit unterschiedlichen Farben gefüllte Luftballons an der Wand des Hauses einer Landsmannschaft und führten zu einer erheblichen Farbverschmutzung, wie die Polizei gestern mitteilte.

In der folgenden Nacht skandierten Unbekannte gegen 1.40 Uhr Parolen und warfen Schneebälle gegen ein anderes Verbindungshaus in der Lutherstraße. Als die Tür des Hauses aufging, schlug ein Täter zu und fügte einem 30-Jährigen eine Platzwunde über einem Auge zu. Die Gruppe, es soll sich um mindestens fünf Personen gehandelt haben, flüchtete zu Fuß.

In der Nacht zu gestern gegen 2.30 Uhr zerstörten Steine zwei Fensterscheiben eines Verbindungshauses am Barfüßertor. Außerdem entstand weiterer Schaden durch mit Farbe gefüllte Flaschen, die an der Fassade zerplatzen. Nur in diesem Fall liegt der Polizei eine vage Täterbeschreibung vor. Die beiden zwischen 1,70 und 1,80 Meter großen, schlanken und dunkel gekleideten Männer sollen nach dem Angriff zu Fuß in Richtung Wilhelmsplatz geflüchtet sein.

Ein einem Schreiben, das der OP per E-Mail zugeschickt wurde, bekennt sich unter der Überschrift „Fernsehabend von Burschenschaft mit Farbe und Steinen versüßt“ vermeintlich die „Antifa Lutherstraße“ zu der Attacke auf das Haus der Normannia, die eine Reaktion auf den „Marburger Diskurs“ gewesen sei. „Mit Steinen haben wir sie vor einem langweiligen Fernsehabend bewahrt und für die nötige Stimmung gesorgt“, heißt es darin. Man habe beschlossen, zu zeigen, „wie sich Krieg wirklich anfühlt. Spritzende Farbe und klirrende Scheiben sollten die passenden Effekte geliefert haben“. Außerdem kündigte der Verfasser „nächste Besuche“ an. Der gleiche Text wurde auch in einem Internet-Blog veröffentlicht.

Am Samstag hatte die rechtsextreme Burschenschaft Germania drei Redner zum Motto „Alternativen zur EU“ eingeladen, die dem Spektrum der neuen Rechten zugeordnet werden: Manuel Ochsenreiter, Chefredakteur der neonazistischen Zeitschrift „Zuerst“, Erik Lehnert, Geschäftsführer des Instituts für Staatspolitik (IfS)und Redakteur der zugehörigen Zeitung „Sezession“ sowie Felix Menzel, Gründer und Chefredakteur des nationalistischen Jugendmagazins „Narzisse“.

Sowohl Marburgs Oberbürgermeister Egon Vaupel als auch der Asta hatten die Diskussionsverstaltung im Vorfeld kritisiert. „Ich verurteile solche Attacken“, sagte Vaupel gestern. Diese Aktionen hätten „nichts mit dem Demonstrationsrecht zu tun“.

von Andreas Arlt