Der Bürgermeister von Sotschi macht den Ahmadinedschad: Er behauptet, dass seine Stadt schwulen- und lesbenfrei ist. Homosexuelle seien aber zu Olympia willkommen, wenn sie sich benehmen.
Anatoli Pachomow, der Bürgermeister des Olympiaaustragungsorts Sotschi, hat im britischen Fernsehen behauptet, dass in seiner Stadt kein einziger Homosexueller lebe. In einer Sendung des TV-Nachrichtenmagazins "Panorama", die am Montagabend im Hauptprogramm der BBC ausgestrahlt wird, antwortete das Mitglied der Putin-Partei "Einiges Russland" auf die Frage, ob Schwule und Lesben in Sotschi ihre sexuelle Orientierung verstecken müssten: "Nein, wir sagen einfach: Das ist nur deine Sache, es ist dein Leben. Aber es wird hier im Kaukasus nicht akzeptiert. Es gibt niemanden von ihnen in unserer Stadt".
Ähnlich hatte bereits 2007 der damalige iranische Präsident Mahmud 
Ahmadinedschad argumentiert, als er den Iran für schwulenfrei erklärt 
hatte  (queer.de berichtete).
Nach mehrmaligen Nachfragen gab Pachomow zu, dass er nicht sicher sei, 
ob es in der Stadt nicht doch den einen oder anderem Homosexuellen gibt:
 "Ich weiß es nicht genau, aber ich kenne verdammt nochmal keinen".
In der BBC-Sendung machte sich der Oppositionspolitiker und frühere 
Vize-Ministerpräsident Boris Nemzow über die Aussagen des Bürgermeisters
 lustig: "So weit ich weiß, gibt es in Sotschi einige schwule Clubs. Wie
 überleben die? Warum sind die nicht bankrott?" fragte der Anführer der 
putinkritisichen Republikanischen Partei Russlands.
Der Schwulenaktivist Nikolai Aleksejew bezeichnete die Äußerungen des 
Bürgermeisters in der russischen Tageszeitung "Kommersant" als "albern",
 weil Schwule und Lesben überall leben würden: "Sie leben in jeder 
Stadt, in jedem Land, in jeder Kultur und in jeder historischen Epoche".
Pachomow sagte auch, dass Homosexuelle während der 
Olympischen Winterspiele in Sotschi – mit Auflagen – willkommen seien: 
"Wir bieten unsere Gastfreundschaft jedem an, der die Gesetze der 
Russischen Föderation respektiert und seine Angewohnheiten nicht anderen
 aufzwingt".
Seit der Einführung des Gesetzes gegen Homo-"Propaganda"
 hat sich die Rhetorik russischer Politiker gegenüber Homosexuellen 
verschärft. Sie bringen gleichgeschlechtliche Liebe immer wieder mit 
Kindesmissbrauch in Zusammehang: So forderte Präsident Wladimir Putin 
etwa vergangene Woche lesbische und schwulen Olympiabesucher auf, doch 
bitte Kinder in Ruhe zu lassen (queer.de berichtete). (dk)
http://www.queer.de/detail.php?article_id=20908


