Die Marburger Burschenschaft Germania kann es nicht lassen: Zum wiederholten Male hat sie sich Referenten aus dem rechtsextremen Umfeld in ihr Verbindungshaus eingeladen.
Von Till Conrad
Marburg.
 Die Burschenschaft Germania gehört dem Dachverband Deutsche 
Burschenschaft an, der als offen rechtsextrem gilt. Die Deutsche 
Burschenschaft diskutiert unter anderem den Ariernachweis als 
Voraussetzung für die Aufnahme in ihre Mitgliedsbünde.
Die 
Deutsche Burschenschaft gilt deswegen seit längerem als Sammelbecken für
 rechtsextreme. Ein Beispiel: In Wien werden heute Abend schwere 
Auseinandersetzungen erwartet, weil Rechtsextreme aus ganz Europa sich 
an einem „Akademikerball“ Wiener Burschenschaften in der Hofburg 
beteiligen. Auch die Marburger Germanen machten unteranderem mit ihrem 
„Marburger Diskurs“ verschiedentlich unrühmlich auf sich aufmerksam. 
Regelmäßig tauchen auf dem Haus in der Lutherstraße Referenten aus dem 
rechtsextremen Spektrum auf. Der „Marburger Diskurs“ im Jahr 2012 setzt 
an dieser Tradition an. Am Samstag soll es ab 14 Uhr um das Thema 
„Alternativen zur EU“ gehen - aber das harmlos erscheinende Thema wird 
referiert von drei Referenten, die, so die Einschätzung der 
„Antifaschistischen Gruppe 5“, die auf die Veranstaltung aufmerksam 
macht, die „nicht ohne nationalistische, rassistische und antisemitische 
Ideologien auskommen“ werden.
Manuel Ochsenreiter ist 
Chefredakteur der neonazistischen Zeitschrift „Zuerst“. Kostproben aus 
der Ausgabe für Februar/März: „Zweierlei Maß - Urteil: das Bestreiten 
des Völkermords an den Armeniern ist von der Meinungsfreiheit gedeckt. 
Für den Holocaust gilt das nicht“. Oder, ähnlich widerlich: „Idyll der 
Illegalen - Lampedusa: Die Bewohner fürchten die Ruhe vor dem nächsten 
Sturm.“
Erik Lehnert ist Geschäftsführer des Instituts für 
Staatspolitik (IfS), das regelmäßig Kontakte zur NPD unterhält, und 
Redakteur der zugehörigen Zeitung „Sezession“. Das IfS gilt als 
„Denkfabrik“ der Neuen Rechten.
Felix Menzel schließlich, der 
dritte Referent, ist Gründer und Chefredakteur des nationalistischen 
Jugendmagazins Narzisse und gehört ebenfalls zum Umfeld des IfS.
In
 rechten Blogs und auf Facebook bewirbt etwa Menzel die Veranstaltung, 
zum Beispiel mit der zynischen Bemerkung, dass die Germania „ob ihrer im
 Rahmen des Marburger Diskurses gezeigten Freiheitlichkeit im Visier der
 Antifa“ sei.
Laut Polizeisprecher Martin Ahlich ist die Polizei von der Veranstaltung informiert. Nähere Auskünfte machte er nicht.
Bis
 gestern Abend gab es nach OP-Informationen noch keine Planungen für 
Protestaktionen gegen das Auftreten der Rechtsextremen in Marburg.
