In diesem Jahr wird es keinen bundesweiten Naziaufmarsch am 13. Februar geben. Es wird voraussichtlich auch keine bundesweite Nazikundgebung am 13. Februar in Dresden geben. Die gegenwärtig vorliegende Anmeldung für den 13. Februar vor der Frauenkirche am Neumarkt hat keine Aussicht auf Erfolg, sondern ist vielmehr als Ablenkung und Provokation zu sehen.
Nach den bundesweiten Mobilisierungen und den damit verbundenen erfolgreichen Massenblockaden durch das Bündnis "Dresden Nazifrei" gegen den Naziaufmarsch rund um den 13. Februar in den Jahren 2010 und 2011
 ist es der kontinuierlichen Weiterarbeit der Strukturen des Bündnisses 
zu verdanken, dass auch der Aufmarsch des sogenannten "Aktionsbündnis 
gegen das Vergessen" (AgV) am Abend des 13. Februar im letzten Jahr 
nicht mehr stattfinden konnte.
Bereits 2012 war der Weg, den die 
Nazis noch laufen konnten, kurz. Auf dem Aufmarsch selbst kam es deshalb
 zu Handgreiflichkeiten untereinander. Im nach hinein sahen sich die 
Organisatoren des AgV, insbesondere der Anmelder Maik Müller, heftigen 
Anfeindungen ausgesetzt. Ein Einknicken vor Gegendemonstranten und 
Behörden wurde beklagt. Im Gegenzug wurde der Vorwurf geäußert, mit 
Konfrontationspolitik dem Ansatz des „würdigen Gedenkens“ zu schaden. 
Schon damals wurden neue Veranstaltungskonzepte eingefordert. 
Im vergangenen Jahr
 zeigten sich deutliche Auswirkungen der Ereignisse von 2012. Die 
Mobilisierung bekam erstmals einen deutlichen Dämpfer. „Nur“ noch ca. 
800 Nazis fanden den Weg nach Dresden. Organisatorisch griffen die Nazis
 auf ein bekanntes und damit auch berechenbares Konzept zurück. Von 
verschiedenen Treffpunkten aus sollte der eigentliche 
Aufmarsch-Startpunkt erreicht werden. Gab es einerseits den Dresdner 
Hauptbahnhof für Zuganreisen, wurde für PKWs und Reisebusse eine Anreise
 via Heidenau koordiniert. Von da aus sollte es per Zug und zu Fuß zum 
Treffpunkt gehen. Das Ergebnis ist bekannt: Sie wurden nach wenigen 
hundert Metern von Antifaschist_innen blockiert und mussten letztlich 
wieder umdrehen.
Wir sehen das AgV gegenwärtig organisatorisch 
nicht dazu in der Lage erneut einen solchen Aufwand zu stemmen. Darüber 
hinaus bleibt das Problem bestehen, dass eine solche Anreise zeitlich 
gesehen schwerfällig und auch blockierbar ist.
Nichts desto trotz
 kündigt das AgV „allen Einschüchterungsversuchen zum Trotz […] auch 
2014 verschiedene Aktionen am und um den 13. Februar in Dresden und 
darüber hinaus“ an. Nach gegenwärtigem Kenntnisstand werden die Nazis 
auf eine überregionale Mobilisierung am 13. Februar verzichten und nur 
eine regionale Veranstaltung organisieren. Sie werden dabei 
wahrscheinlich versuchen, die dadurch gewonnene Flexibilität zu nutzen 
und den Gegenprotesten zeitlich gesehen aus dem Weg gehen. Wir halten 
eine größere Naziaktion am sehr späten Abend des 13. Februar - d.h. nach
 dem Ende der üblichen offiziellen zahlreichen Gedenkveranstaltungen - 
in der Dresdner Innenstadt für die realistischste Option.
Die vom
 AgV angekündigte Kundgebung vor der Frauenkirche wird in angemeldeter 
Form nicht durchführbar sein. Das ist dem AgV durchaus bewusst, 
verweisen sie doch selbst in ihrem Text auf das Sächsische 
Versammlungsgesetz. Ihre Einschätzung des Gesetzes als 
verfassungswidrig, wird nichts an dem Fakt ändern, dass es als 
Verbotsgrundlage dienen wird. "Entsprechende Klagen vor den 
Verfassungsorganen" werden bis dahin nicht entschieden sein. Insofern 
ist diese Anmeldung vor der Frauenkirche als Ablenkung und Provokation 
seitens der Nazis zu werten. Dies wird besonders deutlich, wenn es im 
Text des AgV zur Begründung ihrer Anmeldung heißt: "Anderweitige 
Zusammenkünfte und Versammlungen … belegen zudem, daß Versammlungen 
innerhalb der vermeintlichen Verbotszone durchaus möglich sind … Darüber
 hinaus konnte, ganz im Gegensatz zum restlichen Stadtgebiet, die 
Sicherheit sämtlicher Teilnehmer innerhalb dieser Zone offensichtlich zu
 jeder Zeit gewährleistet werden."
Hinweise deuten darauf hin, 
dass die Aktion in Dresden selbst, durch andere zeitlich ähnlich 
gelagerte Veranstaltungen in anderen Städten ergänzt werden soll. 
Denkbar erscheinen dafür im Zweiten Weltkrieg bombardierte Städte, die 
schon in der Vergangenheit Bedeutung für die Naziszene hatten, wie 
Chemnitz, Dessau, Magdeburg, Hamburg, Rostock, Lübeck und Pforzheim oder
 offizielle Partnerstädte Dresdens, was auch eine internationale 
Beteiligung ermöglichen könnte. 
Ein solches Prozedere kann auch 
als Weiterentwicklung des Ansatzes der Aktionswoche des AgV gesehen 
werden. Dabei wird versucht mit vielen (wenn möglich zeitgleichen) 
Aktionen an verschiedenen Orten zu einem Thema dem Einzelnen die 
Teilhabe an einer großen sogenannten nationalen Bewegung zu suggerieren,
 ganz ohne Großaufmarsch.

