Großaufgebot der Polizei und 480 Protestierende
Göttingen. 480 Menschen haben am Freitagabend in der Göttinger Innenstadt demonstriert. Anlass war der zweite Jahrestag des Bekanntwerdens der NSU-Mordserie. Dabei kam es zu Zusammenstößen mit Polizeibeamten.
„Es gab kleinere Rangeleien, typisch für Göttingen“, berichtete Polizeisprecherin Jasmin Kaatz noch am Abend gegenüber unserer Zeitung.
Außerdem gingen zwei Autos auf Grundstücken der Studentenverbindungen Corps Brunsviga und Corps Hannovera in der Bürgerstraße in Flammen auf.
Die beiden Autos wurden angezündet, als auf dem Wilhelmsplatz gerade die Demonstration begonnen hatte, gegen 19.30 Uhr. Eines der Fahrzeuge wurde noch vor Eintreffen der Feuerwehr von einem Wasserwerfer der Polizei aus Hannover gelöscht. Beide Autos brannten aus, es entstand ein Totalschaden in noch unbekannter Höhe.
Verschiedene Gruppen, darunter die Grüne Jugend Göttingen und die „Göttinger Antifaschistische Linke International“ hatten zum Protestmarsch aufgerufen. Motto: „2. Jahrestag der Aufdeckung des NSU – Rassismus bekämpfen – Verfassungsschutz auflösen!“.
50 Gruppen hatten die Teilnahme zuvor zugesagt.
Die – oft vermummten – Demonstranten zogen dann auf einem vorgeschriebenen Marschweg durch die Innenstadt. Als Protestler von dem Kurs abweichen wollten, kam es zu Rangeleien mit Polizisten, so in der Zindelstraße. Die Aggression sei dabei von den Beamten ausgegangen, die Tritte und Schläge ausgeteilt hätten, teilte die Antifaschistische Linke mit, die das Auftreten der Polizei als martialisch und unverfroren bezeichnet.
Gegen eine Demonstrantin hat die Polizei ein Ermittlungsverfahren wegen Widerstandes gegen die Staatsgewalt eingeleitet.
Ermittelt wird auch gegen Demonstranten, die aus dem Jugendzentrum Innenstadt (Juzi) in der Bürgerstraße und einem Haus in der Roten Straße Knallkörper und Bengalos in die Luft abgefeuert hatten. Die persönlichen Daten eines „Pyrotechnikers“ liegen den Beamten vor.
Die Demonstration endete um 21 Uhr vor dem Wohnkomplex in der Roten Straße und löste sich auf. Weitere Vorkommnisse danach meldet die Polizei nicht.
In der Innenstadt waren am Freitagabend mehrere hundert Beamte aus aus Göttingen, Hannover und Braunschweig im Einsatz.
Während des Demonstrationszugs durch die Innenstadt kam es zu Verkehrsbehinderungen und -umleitungen. Mit im Umzug geisterte auch der ehemalige Innenminister und das Feindbild der Linksaktivisten, Uwe Schünemann, umher – als Gespenst. (tko)