Berlin - Der Spion auf dem Dachboden und das Leben der Anderen

Kameras 1

Hallo Leute!
Und ein zorniges verpisst euch an die Zivischweine von gegenüber!
Heute sprechen wir mal in eigener Sache. Vor ein paar Tagen entdeckten wir in einigen Dachfenstern bei uns gegenüber in der Justus von Liebig Grundschule eine Installation der Bullen. Sie haben diverse Kameras und vermutlich Nachtsichttechnik angebracht und filmen unser Dach, einige Wohnräume und wahrscheinlich auch einige Wohnungen unserer NachbarInnen. Es kotzt uns an!

 

Dennoch ist uns auch klar dass es Repression mit sich bringt, sich eindeutig gegen diesen Scheiss-Staat zu positionieren. Davon lassen wir uns jedoch nicht einschüchtern und fordern den sofortigen Abzug der Überwachung von uns und unsere NachbarInnen. Der Versuch der Bullen zeigt, dass die Repressionsorgane in diesem Land willkürlich arbeiten und auch vor dem Schutz der Privatsphäre nicht halt machen. Sie verstecken sich in einer Grundschule, also in einer öffentlichen Einrichtung, um einen ganzen Wohnblock zu überwachen. Damit macht ihr euch in diesem Kiez sicher nicht mehr Freunde, die ihr hier ohnehin nicht habt. 

Schon im Zuge der medialen Hetze im Vorfeld der Räumung der Liebig14 hatten diverse Medien wie die B.Z. und der Tagesspiegel versucht, die Eltern und Kinder als Druckmittel zu benutzen. Von "Terror" und "Angst" war die Rede. Kinder hätten Angst auf dem Schulweg und Eltern müssten ihre Kinder immer öfter persönlich abholen. Wir sehen dies immernoch als lächerlich an, denn wir wissen, dass die Kinder unserer NachbarInnen dort zur Schule gehen und wissen von deren Eltern, dass sie sich nicht von der Lebensweise in dieser Gegend bedroht fühlen. Wir können uns nicht vorstellen, dass die Kameras installiert wurden, ohne die Schulleitung zu informieren. Wir fordern daher den Schulleiter Wolfgang Waldeyer auf, dem Überwachungstreiben ein sofortiges Ende zu bereiten. Es ist nicht akzeptabel, dass wir und unsere NachbarInnen von Ihrem Gebäude aus observiert werden. 

Machen wir uns nichts vor, es wird sicher weitere Kameras in der Umgebung geben, vielleicht auch in der einen oder anderen Privatwohnung, in Ritzen und dunkeln Ecken. Wir fordern euch alle auf, die Augen offen zu halten und Wachsam zu sein. Sucht nach weiteren Kameras und passt auf wenn Zivischweine in der Gegend rumschleichen und sich rumtreiben. Gebt uns bescheid und auch Anderen in eurer Umgebung. 
Ausserdem wollen wir unserem Gegenüber eine Ansage machen: Wir lassen uns nicht einschüchtern, wir wissen das ihr Scheisse seid und werden uns unser Mundwerk nicht verbieten lassen und auch unser Handeln nicht einstellen. Wir sehen auch, dass euch genau das ein Dorn im Auge ist und deshalb werden wir tiefer bohren.

Eure noch zornigere Rigaer94

UPDATE   +++   08.07.2011  +++  UPDATE

Die Kameras wurden heute entfernt, nachdem wir erste Pressegespräche geführt haben. Vermutlich ist die Firma Horch und Guck sich über die rechtliche Situation ihrer Maßnahmen nicht ganz so sicher. Wir haben die Kameras und den vermeintlichen Nachtsichtscheinwerfer jedoch für euch dokumentiert

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der liebig14? zwille

Hier gibts einen Artikel in der TAZ über die Sache.

So neu ist die Kameraüberwachung der Rigaer- und Liebigstrasse nun auch wieder nicht. Eindrucksvoll  und einmalig sind allerdings die hier veröffentlichten Fotos. Es gab mindestens drei Fälle, wo dort oder in der Nähe "in der nahen Vergangenheit" mit Kameraüberwachung gearbeitet worden ist.

 

Doch es gibt keine offene Diskussion darüber. Übel ist: Sogar, dass eine offene Diskussion aus vielen Kreisen verhindert wird. Mit plakativen Sprüchen, symbolischen Taten und Wahrheitsverdrehungen kann zwar auch die Welt verändert werden - jedoch nicht emanzipatorisch.

 

Egal, ob jemand die Kameraüberwachung gut oder schlecht findet, logisch ist sie in jeder Hinsicht.

 

Sehr realitätsfern ist die Behauptung, die Polizei hätte keine Freunde und Freundinnen in der Nachbarschaft. Das kann so auch nicht aus der Rigaer94 kommen. Vor einigen Monaten gab es z.B. eine Brandstiftung, nach der sich offiziell "die" Rigaer94 bei der Nachbarschaft entschuldigte, da im Umfeld ihrer Party/Parties Menschenleben bzw. Brandstiftungen an bewohnten Häusern stattgefunden hatten. Dieses Schreiben fand ich sehr gut! Jedoch weist es auch darauf hin, dass sich viele Nachbarn und Nachbarinnen, durch "Aktionen" im Umfeld der Hausprojekte in der Rigaer- udn Liebigstrasse gefährdet sehen (könnten). 

 

Wir haben hier Einzelpersonen, die emanzipatorisch arbeiten, aber auch extrem viele Menschen, die partypolitisch handeln und durch plakative Inhalte beeinflusst werden. Schlimmer als diese, sind aber die dämagogischen Personen, die diese partypolitischen Menschen bedienen, diese manipulieren.

 

Die Experimentierräume in Berlin sind wichtig und sollten ausgebaut werden. Die staatliche Repression sind diese Experimentierräume ein Dorn im Auge. Auch im Bezug auf ihrer (gefälschten) Vergangenheit. Das ist ein Problem. Das zweite Problem ist die Repression in den jetztigen Experimentierräumen selbst. Verschlossene Türen sind in den Projekten sehr häufig. Oft sind nicht nur die Partyräume exklusiv. (Viele Personen und Gruppen ausserhalb der Projekte haben oft keine Möglichkeit in den Räumen zu veranstalten, oft gibt es keine Ansprechmöglichkeit.) Auch der "Wohnraum" ist nichts weiter als eine gewöhnliche verschlossene Wohnung. Die R94 oder andere Hausprojekte können gerne ihr "kollektives Beisamensein" dokumentieren. Wenn das existieren sollte, dann wurde das nicht dokumentiert - was wiederrum merkwürdig ist, da viele Häuser meinen, nach aussen zu wirken oder wirken zu wollen.

 

Interessant wäre auch, wenn mal dokumentiert würde, vieviele Personen in den Projekten "Zugezogene" oder "Touristen/Touristinnen" sind.

 

Wie gegen staatliche Repression vorgehen?

 

Die Frage ist, wie gegen solche staatliche Repression (z.B. Kameraüberwachung, Polizisten und Polzistinnen - auch in ziviler Kleidung -  in der Gegend) vorgegangen werden kann. Eine Möglichkeit wäre radikal zu agieren. Also nicht irgendwelche Mülltonnen in der Nähe von Wohnhäusern anzuzünden, sondern z.B. eine Nachbarschaftshilfe aufbauen. (Suppenküchen, die auch wirklich die gesamte Nachbarschaft erreicht / nachbarschaftliche Kinderbetreuung / Carsharing). Radikal zu agieren bedeutet aber auch, dass sich dauerhaft engagiert werden muss. 

 

Eine weitere Möglichkeit ist die Militanz. Was bringt es, ein paar Bierflaschen auf die Strasse zu werfen, irgendwas anzuzünden und sich dann darüber aufzuregen, dass "die Bullen kommen"? Aus den Häusern heraus könnten Gruppen organisiert werden, die z.B. die Häuser vor Angriffen von Neonazis oder, wie hier, der Polizei schützen. Hier müssen aber unbedingt offene Diskussionen geschaffen werden, um z.B. keine Blockwartmentalität aufkommen zu lassen oder um Informationen nicht exklusiv zu halten.

 

Niemand muss sich einen Schuh anziehen, der ihm oder ihr zu gross ist. Es reicht daher auch aus, erstmal Strassenversammlungen zu organisieren, bevor Stadtteilversammlungen organisiert werden. (Für kurze Zeit gab es ja solche nicht-repräsentativen Stadtteilversammlungen.) Bei solchen Strassenversammlungen kann dann erstmal gesehen werden, wieviel Menschen sich aus der Strasse überhaupt für Experimentierräume oder "emanzipatorische" Politik interessieren.

die bullen haben es der taz doch schon zugegeben, die schule hatte eingewilligt solange "keine lehrer und schüler" gefilmt würden.

Die B.Z. verwendet jetzt eines der Bilder mit der tollen Quellenangabe "web":

 

http://www.bz-berlin.de/bezirk/friedrichshain/polizei-ueberwachte-liebig-14-mit-kamera-article1223267.html